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Die in Gewässern und in Aquarien vorwiegend am Bodengrund bendlichen lockeren Ansammlungen verschiedener organischer Materialien nennt man Mulm. Dieser besteht unter anderem aus verwerteten Ausscheidungen, liegengebliebenen Futterresten und abgestorbenen Pflanzenteilen sowie aus Huminstoffen, Mineralien und Bakterien.

Optisch gesehen ist Mulm das pure Grauen mancher Aquarianer, doch gehört Mulm einfach dazu und er bringt eine Menge Vorteile mit sich. Der Biologe Dr. Jörg Vierke sagte vor einigen Jahren in seiner Kurzdoku Apistogramma-Bach · Buntbarsche und Salmler in Französisch-Guayana (https://www.youtube.com/watch?v=h7Yqw_CokOw) folgendes über Mulm:

Mulm sieht zwar nicht schön aus, aber er ist natürlich und keinesfalls ein Anzeichen für verdrecktes Wasser. Er besteht in erster Linie aus unzählbar vielen Bakterien, die für die Aufarbeitung des Wassers unverzichtbar sind.

Dieser Aussage stimmen wir zu 100% überein und daher nachfolgend ein paar Worte über Mulm…

Viele Bakterien, Einzeller und Kleinstlebewesen verarbeiten die anfallenden Pflanzen- und Futterreste (Detrius) sowie die Stoffwechselendprodukte und dergleichen, bevor sie das Wasser belasten würden. Von dem dadurch entstandenem Mulm und somit auch von den darin enthaltenen Organismen ernähren sich aber auch unter anderem diverse Fische, Garnelen sowie Krebse etc. und vorallem der Nachwuchs einiger Arten ist auf diese Sedimentablagerungen (vom lat. sedimentum › Bodensatz) als Nahrungsquelle angewiesen. Weiterhin ist Mulm im Bodengrund auch ein hervorragender Dünger für die Aquarienpflanzen.

Entsprechend dem Wasserhaushalt werden die dabei entstehenden Humusformen als Feuchthumus, Nasshumus und Sumpfhumus bezeichnet. Extrem nasse Standorte führen zur Torfbildung. Am Grund von Gewässern gibt es den Seehumus (Mulm). |– Zitat: Wikipedia, Humus (https://de.wikipedia.org/wiki/Humus)

Früher hieß es immer man solle Wasserwechsel und Filterreinigung nicht zusammen durchführen, da man dabei zuviele der schadstoffabbauenden Nutzbakterien verlieren würde. Das stimmt soweit jedoch nur bedingt, denn im Wasser selbst benden sich so gut wie keine Nutzbakterien und daher ist es absolut kein Problem Wasser zu wechseln und die Filtermedien, zumindest einen Teil davon, gleichzeitig in abgeschöpftem Aquarienwasser grob auszuwaschen. Anders sieht es aus, wenn man noch übergründlich Mulm aus dem Bodengrund saugen würde, denn damit verliert man dann in der Tat eine Menge Nutzbakterien, was unter Umständen zu vorübergehenden Nitritspitzen führen kann.

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Soll man überhaupt regelmäßig Mulm entfernen oder lieber nicht?

Eine pauschale Antwort hierauf gibt es unserer Erfahrung nach leider nicht, denn das hängt von verschiedenen Faktoren wie Besatzart, Besatzdichte sowie von der Art, Qualität und Menge des Futters und natürlich hängt es auch vom Pflanzenwuchs ab.

Ein steril gepegtes Aquarium ist jedoch genauso ungünstig wie ein verwahrlostes Becken, denn in keinem von beidem kann sich ein stabiles Milieu aufbauen, in dem die Bewohner ein langes, gesundes Leben führen können. Daher raten wir grundsätzlich jedes Aquarium für sich zu beobachten und zu beurteilen und dann entsprechende Pegemaßnahmen durchzuführen.

Zu beachten wäre aber noch die Art, Körnung und Höhe des Bodengrundes, denn in sehr grobem Kies versickern natürlich auch mehr Futterreste etc. als bei feinerem Substrat, welche im ungünstigsten Fall zu Gammelstellen führen können. Zudem ist gut zu wissen, dass die Mulm zersetzenden Mikroorganismen auch Sauerstoff benötigen. Ist die Mulmschicht zu dicht oder vermischt sich Sand mit Kies und sind womöglich noch gute Mengen an Detrius bzw. Mulm durch grabende Bewohner oder größeren Umräumaktionen untergemischt, so kann es zu Verdichtungen kommen, was zu Sauerstoffmangel führt, da die Wasserzirkulation behindert wird und das kann wiederum Gärungs- / Fäulnisprozesse in Gang setzen.

Daher ist es durchaus ratsam, den Bodengrund gut im Auge zu behalten, denn besonders an der Hauptfutterstelle oder unter Höhlen, Steinen und Wurzeln kann es passieren, dass sich Gammelherde bilden, welche über kurz oder lang das Wasser belasten und sogar die Bewohner schädigen können. Ein geübtes Auge sieht oft schon von außen, wenn sich ungewöhnliche Verfärbungen bilden, welche nicht auf Algen oder harmlose anaerobe Abbauprozesse zurückzuführen sind, aber spätestens wenn man mit einem Schaschlikstäbchen vorsichtig durch den Bodengrund fährt und einem durch die Freisetzung von Methan und Schwefelwasserstoff übelriechende Luftblasen entgegenkommen, weiß man, dass etwas nicht stimmt. In solchen Fällen empfehlen wir, die betroffenen Stellen gründlich zu mulmen oder in richtig schlimmen Fällen jenen Teil des Bodengrunds auszutauschen.

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Wenn man aber keine großen Scheißerchen pegt, das Aquarium nicht überbesetzt und seine Bewohner
mit der Art entsprechendem, qualitativ hochwertigem Futter moderat füttert und regelmäßig
Wasserwechsel durchführt, hält sich der Mulm gut in Grenzen und das bisschen was vorhanden ist, darf
gerne mit viel Liebe gehegt und gepegt werden, denn Mulm ist mit all seinen Nutzbakterien und
Mikroorganismen wirklich wichtig und für ein gesundes Gleichgewicht unverzichtbar. Nicht umsonst
verwenden viele Filterschlamm und Mulm auch erfolgreich zum animpfen neuer Aquarien, was zwar am
Anfang eine mehr oder weniger große Sauerei im Becken gibt, doch das ist nur eine Sache der Optik und
in der Regel innerhalb von ein bis drei Tagen gegessen.

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Zusammengefasst ist Mulm ganz normal und auch nicht weiter schädlich. Nimmt er jedoch Überhand, so wäre Ursachenforschung und wenn möglich die Behebung derselben oder bessere Beckenhygiene angesagt, bevor es zu bedenklichen Schadstoffansammlungen oder starker Sauerstoffzehrung durch die Abbauprozesse und der vermehrten Bildung von Bakterien und Mikroorganismen kommt.

Für uns jedenfalls gehört eine gewisse Menge Mulm einfach mit dazu, denn er ist, wie schon mehrmals erwähnt, durchaus nützlich. Viele Bewohner protieren von diesem Nahrungsangebot und er bringt auch einen natürlichen Touch in das Aquarium ohne dass es gleich zu schmuddelig aussieht.

Interessant ist im übrigen, dass wir vor Jahren, als wir noch bei jedem Wasserwechsel den Mulm gut absaugten, immer wieder kränkliche Tiere und unerklärliche Ausfälle hatten ohne dass es Auffälligkeiten an den Wasserwerten gab. Seit wir aber den Bodengrund in Ruhe lassen und nur noch ein- bis zweimal im Jahr grob Mulm saugen, hatten wir derartige Probleme nie mehr. Da sich ansonsten nichts weiter verändert hat, sind wir der Ansicht, dass das auf jedenfall damit zusammenhängt, da so laufend das biologische Gleichgewicht gestört wurde.

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