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Wie in der Natur laufen auch im Aquarium eine Menge Prozesse ab, damit sich ein stabiles Milieu aufbauen und vorallem auch bestehen bleiben kann, in dem Pflanzen und Tiere ein langes, gesundes Leben führen können.

Der Abbau von diversen organischen Verbindungen, welche unter anderem durch Ausscheidungen und Futterreste unweigerlich entstehen, zählt dazu. Hier spricht man von Nitrikation, bei der verschiedene aerobe (sauerstofiebende) Bakteriengruppen Ammoniak zu Nitrit und dieses zu Nitrat verarbeiten.

Was Nitrit ist, warum es entsteht, warum es so gefährlich ist und wie man dagegen angehen kann, darum geht es im nachfolgenden Bericht…

Was ist Nitrit und wie entsteht es?

Nitrit NO2gehört zu den Anionen, also zu den negativ geladenen Ionen und ist das Zwischenprodukt der Stickstoffumwandlung (Nitrikation) von Ammoniak NH4+ bis hin zu Nitrat NO3. So verarbeiten Nitritbakterien der Gattungen Nitrosococcus, Nitrosomonas und Nitrosospira Ammoniak zu Nitrit und unter anderem Nitrobacter, Nitrococcus und Nitrospina dieses zu Nitrat. Während der ganzen Umwandlung verbrauchen diese durchaus wichtigen Nutzbakterien Sauerstoff, weshalb man hier von aeroben (sauerstofiebenden) Bakterien und Oxidation spricht. Nitrizierende Bakterien sind 2 – 4 + 3 – substratgebunden, was bedeutet, dass man im Wasser selbst eher weniger von ihnen ndet, dafür aber regelrechte Kolonien in gut durchströmten Bereichen im Filter und Bodengrund sowie auf Pflanzen und Deko.

Im Aquarium entstehen organische Abfallstoffe in Form von Ausscheidungen (Atmung und Kot), Futterund Pflanzenreste sowie auch mal durch unbemerkt verendete Tiere und dergleichen. Ist alles im Gleichgewicht und werden Veränderungen im Aquarium langsam vorgenommen, so können sich die wichtigen Nutzbakterien den Gegebenheit anpassen, um alle anfallenden Stoffe mühelos zu verarbeiten, damit keine gefährlichen Schadstoffansammlungen auftreten. Damit das funktionieren kann, wären unter anderem folgende Punkte zu beachten:

  • Filter sowie Besatz in Art und Menge der Aquariengröße anpassen.
  • Filtermedien in abgeschöpftem Wasser reinigen, wenn die Filterleistung deutlich nachlässt.
  • Wenn möglich auch nur immer einen Teil der Filtermedien reinigen.
  • Besatzaufstockungen stets langsam durchführen.
  • Bodengrund nicht komplett mulmen und nicht zusammen mit der Filterreinigung durchführen.
  • Verdichtungen und Gammelherde im Bodengrund vermeiden.
  • Für den Besatz entsprechendes, qualitativ hochwertiges Futter auswählen und moderat füttern.
  • Für guten Pflanzenwuchs inklusive einiger schnellwachsener Arten sorgen.
  • Regelmäßig Wasserwechsel durchführen.

Können sich keine ausreichenden Nutzbakterien aufbauen, wodurch die Weiteroxidation von Nitrit zu Nitrat behindert wird oder unterliegt das Becken unerwarteten Belastungen, dann kann sich das Nitrit durchaus gefährlich hoch ansammeln. Ein blitzeblank gepegtes Aquarium ist somit genauso nachteilig, wie ein verwahrlostes Becken oder eines, indem hinten und vorne nichts zusammenpasst

Oft fällt zudem das Stichwort Nitritpeak. Dabei handelt es sich um einen abrupten Anstieg von Nitrit, welcher je nach Gegebenheiten oft nur wenige Stunden bis hin zu mehreren Tagen andauern kann. Ein solcher Peak tritt meist in neu eingerichteten Aquarien auf, denn auch von Beginn an fallen diverse Stoffe an, die noch nicht ausreichend verarbeitet werden können, da sich die nitritproduzierenden Bakterien schneller vermehren als die nitritabbauenden Arten. Sobald sich genügend Nutzbakterien gebildet haben, wird das Nitrit zu Nitrat weiterverarbeitet und der Nitritwert sinkt. Ein kleiner Nitritpeak kann aber auch zwischendurch auftreten wenn zum Beispiel mal etwas zuviel gefüttert wurde, man bei der Filterreinigung doch ein wenig zu gründlich war, mehrere oder größere Tiere verendet sind oder auch wenn die Besatzdichte auf einen Schwung deutlich erhöht wurde.

Salpetrige Säure

Wie wir in unserem Beitrag zum pH Wert (http://aquabits.de/ph-wert-saeuregehalt/) bereits geschrieben haben, liegen umso mehr Wasserstoff-Ionen H+ vor, je mehr Säuren dem Wasser zugeführt werden, wodurch der pH Wert sinkt.

Zusammenhang von Nitrit und pH Wert:

Ist Nitrit NO im Wasser nachweisbar und das Wasser dazu im sauren Bereich (pH <7,0), wodurch mehr Wasserstoff-Ionen H vorhanden sind, so entstehen entsprechend mehr Anteile an salpetriger Säure (Hydrogennitrit) HNO .

NO2+ H+ → HNO2 (siehe dazu die nachfolgende Tabelle!)

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Anteile salpetrige Säure (Hydrogennitrit HNO2) entsprechend des NO2- und pH-Wertes

Welche Probleme verursacht Nitrit?

Das Nitrit-Ion NO reagiert mit dem im Hämoglobin enthaltenem Eisen, wodurch das Hämoglobin zu Methämoglobin oxidiert. Dadurch wird der Sauerstofftransport im Blut von Fischen und anderen Aquarienbewohnern, deren Blut auf Hämoglobin basiert, behindert. Dabei spielt es auch absolut keine Rolle, ob Fische wie Labyrinther oder Darmatmer atmosphärische Luft atmen können, wenn das Blut keinen Sauerstoff mehr transportieren kann! Das erste Anzeichen bei Nitritanstieg ist demnach heftiges atmen und meist hängen die Tiere dann auch an der Wasseroberäche oder stehen in der Filterströmung. Begleitet wird das Ganze oftmals noch von blasser Körperfärbung und stark geröteten, abgespreizten Kiemen. Nicht selten versuchen die Tiere zudem das Wasser panikartig zu verlassen.

Weiterhin kann Nitrit im Verdauungstrakt Verbindungen eingehen, wodurch Nitrosamine entstehen, die bekanntlich krebserregend sind. So kann Nitrit nicht nur zu dem Zeitpunkt gefährlich werden, wo es im Wasser vorhanden ist, sondern es könnten durch hohe oder ständig vorhandene Nitritwerte auch Spätfolgen auftreten – vom gesamten körperlichen Streß der Symptome durch Nitrit ganz zu schweigen.

Und dann wäre noch die vorhin angesprochene Salpetrige Säure. Bitte nicht mit Salpetersäure verwechseln! Diese wirkt wie das Nitrit auf das Hämoglobin, wird jedoch vom Körper noch viel leichter aufgenommen und kann daher noch schneller Schaden bewirken.

Was gegen Nitrit unternehmen?

Normalerweise hält sich der Nitritwert im Aquarium unter 0,1 mg/l und stellt somit keine Gefahr für unsere Schützlinge dar, wobei einige aber auch empndlicher auf Schadstoffbelastungen reagieren als andere.

In neu eingerichteten Aquarien wartet man am besten erstmal den Nitritpeak ab, der meist zwischen der zweiten und vierten Woche eintritt, da ein neuer Filter in etwa solange braucht, bis er eingelaufen ist. Spezielle Wasserwechsel machen wir in der Zeit nicht, sondern führen von Anfang die Wasserwechsel so durch, wie sie später auch geplant sind – in unserem Fall also wöchentlich von gut 60-80%. Danach beginnen wir langsam mit dem Besatz und messen zwischendurch immer mal den Nitritwert, um zu sehen, ob die Bakterien den Anforderungen gerecht werden können und beobachten den neuen Besatz natürlich auch gut.

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Musste man ein Aquarium sofort mit dem vollen Besatz besetzen, zum Beispiel weil das vorherige Aquarium undicht wurde, dann wäre es empfehlenswert den alten Filter oder etwas vom alten Filtermaterial sowie wenn möglich ein wenig Bodengrund und Einrichtung zu übernehmen. So bringt man schon einiges an Nutzbakterien mit und das Aquarium kann schneller einlaufen. Dennoch ist es ratsam den Nitritwert und Besatz gut im Auge zu behalten.

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Tritt im besetzten Aquarium Nitrit auf, so sind je nach Höhe des Nitritwertes großzügige Wasserwechsel anzuraten und wichtig ist auch, nach der Ursache zu suchen und diese zu beheben. Ein bis mehrmals täglich bis zu 80- 90% sollten es dann schon sein, um eine ausreichende Verdünnung zu erreichen und das solange, bis sich alles stabilisiert hat und der Nitrit <0,1 mg/l bleibt. Dazu gerne den Filterauslauf so einstellen, dass die Wasseroberäche möglichst gleichmäßig gut bewegt wird oder alternativ einen Ausströmerstein mit Membranpume anschließen, damit der Gasaustausch gewährleistet wird und eine bessere Sauerstoffsättiung stattndet.

Wenn es der Besatz zulässt, kann auch eine leichte Temperatursenkung hilfreich sein. Schon 1-2°C können ausreichen, denn je wärmer das Wasser, desto weniger Sauerstoff ist darin gelöst.

Zusätzlich die Nutzbakterien zu stärken, indem gebrauchtes Filtermaterial im Filter eingelegt oder vor dem Ansaugbereich ausgedrückt wird, kann auf jedenfall helfen – die dadurch entstehende Trübung macht nichts weiter aus und wird in den nächsten Stunden schon besser. Im Handel sind weiterhin auch Starterbakterien in spezieller Nährlösung erhältlich, welche auch am besten direkt in den Filter nach Dosierungsanleitung gegeben werden.

Wichtig zum Animpfen mit Filterschlamm und den Starterbakterien!

Sowas kann, anfangs eingesetzt, einen Nitritpeak vermeiden, muß es aber nicht und die Bakterien brauchen dann auch Nahrung, damit sie nicht verhungern – nicht dass, sobald der Besatz einzieht, ein (erneuter) Peak auftritt. Wird gebrauchtes Filtermaterial bzw. Filterschlamm verwendet, dann bitte nur feucht z.B. in einer geschlossenen Frischhaltedose transportieren und innerhalb der nächsten 1-2 Stunden einsetzen, sonst kann es passieren, dass die dort enthaltenen Bakterien aufgrund von Sauerstoffmangel absterben.

Oft liest man auch von Salzzusatz (Natriumchlorid) bei Nitrit.

Nitrit ist dem Chlorid sehr ähnlich und wird somit über die Chloridzellen in den Kiemen aufgenommen. Fügt man nun Chlorid-Ionen in Form von Natriumchlorid zu, so sinkt die Gefahr, dass Nitrit-Ionen aufgenommen werden. Das Problem dabei jedoch ist, dass zum einen nicht jeder Aquarienbewohner inklusive der Nutzbakterien und wichtigen Kleinstlebewesen einfach mal so einen Salzzusatz verträgt und zum anderen wird die Schleimhaut gereizt und der pH Wert mehr oder weniger verändert, was nicht nur für den Fischkörper (osmotische Druck zwischen Umgebung und Zellinneren) ungünstig wäre, sondern auch der pH Wert in alkalische Bereiche ansteigen kann, wo die Gefahr besteht, dass aus dem eher ungefährlichem Ammonium NH , welches in der Nitrikation noch vor dem Nitrit steht, das giftige Ammoniak NH entsteht. Daher können wir Salzzusatz wegen Nitrit nicht empfehlen und auch nicht den pH Wert nur wegen der Salpetrigen Säure zu erhöhen. Lieber dann schön Wasser wechseln und ein biologisches Gleichgewicht herstellen.

Wie immer, so gilt auch hier beim Nitrit stets Sorgfalt walten zu lassen, möglichst umgehend zu handeln und immer die Ursache zu suchen und zu beheben, bevor die Aquarienbewohner leiden oder gar verenden. Sollte aber mal so der „Wurm“ drin sein, dass die gängigen Maßnahmen nicht helfen, dann wäre zu überlegen, ob man den Besatz nicht in ein oder mehrere laufende Becken aufteilt, bevor man lange herumexperimentiert und so den Besatz noch weiteren Gefahren sowie Streß aussetzt.

Danke

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