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Andinoacara rivulatus · Orangesaumbuntbarsch

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Der Orangesaumbuntbarsch Andinoacara rivulatus (früher: Aequidens rivulatus) stammt ursprünglich aus Südamerika und kommt dort westlich der Anden unter anderem in Ecuador und dem nördlichen Peru vor. Bewohnt werden die unterschiedlichsten Gewässer, angefangen von kleineren Restwasserbereichen über strömungsreiche Bäche bis hin zu größeren Flüssen und sogar in verschiedenen Teichen und Seen wurde er schon gefunden.

Diese Habitate verfügen über sandigen bis steinigen Grund, viel Totholz und dichte Falllaubschichten. Zudem kann das Wasser verschlammt trüb sein oder auch klar, frei von Vegetation oder dicht mit Wasserund Sumpfpflanzen durchzogen. Daher sind diese farbenprächtigen Cichliden bezüglich ihres Lebensraums nicht sehr wählerisch und gut anpassungsfähig, dennoch empfehlen wir sie in angemessenen, gut strukturierten Aquarien zu pegen.

Der Andinoacara rivulatus kann gut und gern 18-22 cm groß werden – selten mehr, wobei die Weibchen gegenüber den Männchen etwas kleiner bleiben und nicht ganz so kräftig gefärbt sind. Die Haltung funktionierte bei uns je nach weiterem Besatz in Aquarien ab wenigstens 150-160 cm Kantenlänge und 50-60 cm in Tiefe und Höhe für ein Pärchen sehr gut. Darunter konnten wir verschiedene Streßsymptome ausmachen, wie unter anderem unsicheres Schwimmverhalten, sie zogen sich auch viel zurück und zeigten keine schöne Farben. Für eine Haremshaltung mit einem Männchen auf mindestens drei bis vier Weibchen oder gleich als Gruppenhaltung, was in der Regel sehr gut mit jungen, gleichaltrigen Tieren funktioniert, die gemeinsam aufwachsen können, empfehlen wir Aquarien ab 250 cm aufwärts. Mit später hinzugesetzten Artgenossen gibt es meist Reibereien, was aber auch auf den Charakter der einzelnen Tiere ankommt.

In Sachen Beckeneinrichtung ist es ratsam neben viel freiem, aber doch gut strukturiertem Schwimmraum auch einige Rückzugsmöglichkeiten zum Beispiel in Form von gut angeordneten Wurzeln und Steinen anzubieten, wobei aber darauf geachtet werden sollte, dass nichts einstürzen kann, da diese Buntbarsche doch mal gerne den Sand umschaufeln sowie allgemein auch etwas stürmisch sein können.

Auf Pflanzen muß man bei ihnen nicht zwangsläug verzichten, doch sollte man einkalkulieren, dass besonders an feineren Arten durchaus mal gezupft werden kann oder sie werden einfach ausgebuddelt. Gute Erfahrungen haben wir mit robusten Aufsitzer- und starkwurzelnden Pflanzen wie Javafarn Microsorum pteropus, Kongofarn Bolbitis heudelotii, Speerblätter der Gattung Anubias sowie mit größeren Schwertpflanzen wie den Echinodorus bleherae oder den Vallisneria Sumpfschrauben gemacht.

Eine Vergesellschaftung mit anderen Fischen gestaltet sich als nicht allzu schwierig, wenn ein paar Dinge dabei beachtet werden. Grundsätzlich gilt, dass alles was ins Maul passt über kurz oder lang gefressen werden kann. Aus diesem Grund empfehlen sich nicht zu kleine Mitbewohner und die sollten auch nicht zu aggressiv oder zu sensibel sein. Da sich Orangesaumbuntbarsche hauptsächlich im mittleren und unteren Bereich aufhalten sowie zur Paarungszeit Reviere besetzen, die sie rigeros verteidigen, sollte man auch hier bei der Vergesellschaftung auf die Ansprüche und auf das Verhalten der Beische achten. Gut funktioniert haben bei uns die Salmler Rotaugen-Moenkhausia (Moenkhausia sanctaelomenae), braune Antennenwelse (Ancistrus sp.), Goldecken Segelschilderwelse (Glyptoperichthys joselimaianus), größere Panzerwelse (z.B. Corydoras aeneus und Corydoras paleatus), siamesische Rüsselbarben (Crossocheilus oblongus) sowie mit Segelossern / Skalare (Pterophyllum scalare), wobei mit denen auf jedenfall das Aquarium ausreichend groß gewählt sein sollte, denn laichen auch diese Buntbarsche mal ab, kann das schnell zu großem Streß führen. Weniger gut geklappt hat dagegen die Vergesellschaftung mit Flaggenbuntbarsche (Mesonauta festivus), da das schon arge Sensibelchen sind. Es hat zwar keiner keinem etwas getan, doch merkten wir gut, dass sich die Flaggen immer mehr zurückgezogen hatten und deutlich scheuer wurden.

An die Wasserwerte werden kaum Ansprüche gestellt, solange es keine Extremwerte sind. Mit einer Gesamhärte bis 16°dH, Karbonathärte bis 10°dH und einem pH Wert zwischen 6,0 und 7,5 klappte es bei uns sehr gut, wobei natürlich auch stark schwankende Werte möglichst zu vermeiden wären. Was die Temperatur angeht, haben wir bemerkt, dass es ihnen kühler (21-25°C) besser zusagte, als über 25°C.

Empfehlenswert ist etwas Strömung und gute Sauerstoffsättigung in Verbindung mit einem leistungsfähigem Filter, da die Tiere doch recht groß werden, gut was an Futter brauchen und auch einen guten Stoffwechsel besitzen. Regelmäßig größere Wasserwechsel sind daher auch nicht zu vernachlässigen.

Die Fütterung gestaltet sich absolut problemlos. Als omnivore (allesfressende) Cichliden nehmen sie alles an, was in ihr Maul passt. Trockenfutter wie Flocken, Granulat oder Sticks werden gut angenommen, trotzdem ist es ratsam öfters Frost- und Lebendfutter anzubieten, um sie bei guter Kondition zu halten und der ein oder andere Fastentag ist auch nicht verkehrt. Sehr gut angenommen werden neben verschiedenen Mückenlarven und Insekten auch Mysis oder andere Garnelen, kleine Fische wie Stinte, Artemia und Muscheleisch. Für Zwischendurch darf auch etwas panzliches Futter in Form von Spirulinaocken oder Tabs, vegetarisches Frostfutter oder nach Gewöhnung auch etwas Brokkoli und Salat angeboten werden.

Vom Verhalten her sind die Andinoacara rivulatus absolut interessante Peglinge. Sie interagieren untereinander sehr viel und auch wenn sie sich ab und an mal ein wenig jagen sind sie doch verhältnismäßig ruhige und gemütliche Genossen. Während der Paarungszeit und Brutpege sind sie dagegen regelrechte Stinkstiefel und wehren dann auch deutlich größere Fische rigeros ab. Unseren Beobachtungen nach, sind sie auch nach außen sehr aufmerksam und erkennen ihren „liebgewonnen“ Peger sofort. Gibt man sich viel mit ihnen ab und handtiert vor und im Aquarium nicht hektisch, können sie durchaus handzahm werden und nehmen dann das Futter auch direkt aus der Hand.

Da sich die Orangesaumbuntbarsche selbst unter widrigen Umständen in großen Mengen fortpflanzen, ist eine Nachzucht wirklich nur dann empfehlenswert, wenn man sicher Abnehmer für die Jungsche hat, doch das ist oft nicht einfach, da der Markt schon gut überfüllt ist und viele gar kein so großes Aquarium für solche Brummer haben.

Hat sich ein Paar gefunden und ist das Weibchen paarungsbereit, so kommt es regelmäßig alle paar Wochen zur Paarung. Davor wird ein Revier ausgesucht, welches sie hartnäckig gegen sämtliche Eindringlinge verteidigen. Anschließend legt das Weibchen den Laich auf einen harten, zuvor gründlich gesäuberten Untergrund wie zum Beispiel Wurzelholz oder Steine. Danach befruchtet das Männchen die bis zu mehreren hundert Eier. Nach etwa drei bis vier Tage schlüpfen die Nachkömmlinge und werden die nächsten Tage bis zum Freischwimmen durchaus mehrmals in zuvor ausgehobene Gruben umgebettet. Bei unseren übernahm das Weibchen hauptsächlich die Verteidigung des Reviers und später das Führen der Jungtiere. Je selbstständiger die Jungsche werden, desto schwerer hat es das Weibchen die Racker zusammen zu halten, da sie schon als kleine Flitzer sehr mutig und neugierig sind. Ab hier hat meist der Rest des Aquariums nicht viel zu lachen, denn das Weibchen vertreibt jeden, der den Jungtieren zu nahe kommt.

Die Aufzucht des Nachwuchses ist nicht sehr schwierig. In gut laufenden Aquarien braucht in der Regel nicht extra zugefüttert werden, wobei natürlich diverses Aufzuchtfutter wie Infusorien und nach wenigen Tage frisch geschlüpfte Artemianauplien auch jederzeit angenommen werden. Um das Muttertier nicht großartig in Streß zu versetzen, haben wir zur Fütterung einen 30 bis 50 cm langen 4/6 mm Luftschlauch an eine Spritze (ohne Nadel) gesteckt. Die Spritze füllten wir vorher mit dem kleinen Lebendfutter und etwas Wasser und gaben über den Schlauch das Ganze in die Nähe der Jungsche. Eine separate Aufzucht ist auch möglich, jedoch sind wir der Meinung, dass es den Kleinen nur zugute kommt, wenn sie von ihrer Mutter geführt werden, da sie hier eine Menge lernen, was sich später bei der Aufzucht ihrer Jungen sehr vorteilhaft auswirken kann.

Das Wachstum des Nachwuchses ist relativ langsam und sie bekommen auch erst sehr spät ihre schönen Farben. Im Alter von etwa sechs bis neun Monate haben wir angefangen die Kleinen abzugeben, wo sie dann eine Größe von zirka 5-6 cm hatten und das ist ein weiteres Problem bei der Vermittlung. Wie schon erwähnt, ist der Markt gut überfüllt und keiner will für sie daher viel Geld ausgeben, doch kostet Futter (teils bis zu 6-8x täglich füttern), Wasser (in Aufzuchtbecken 3-4x täglich Wasserwechsel), Strom und so weiter über die Monate hinweg eine Menge. Wer also glaubt, mit den vermehrungsfreudigen Buntbarschen gutes Geld machen zu können, liegt hier denitiv falsch.

Möchte man keinen Nachwuchs aufziehen, kann man das Gelege jederzeit entfernen – aber Vorsicht, denn es kann Prügel seitens der Elterntiere geben!

Nachfolgend noch eine kleine Slideshow mit leider schon etwas älteren Fotos…

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