Schleierossige Fischarten sind bei vielen Aquarianern sehr begehrt, denn sie wirken durch die mehr oder weniger stark verlängerten Flossen größer, imposanter und oftmals auch irgendwie edel, wenn sie sich mit weit gefächerten Flossen in Pose werfen. Doch je nachdem wie extrem diese vergrößert sind, kann das für die Fische durchaus auch zum Nachteil sein.
Früher fanden wir einige jener Zuchtformen auch sehr toll und pegten davon die ein oder anderen in unseren Aquarien. Mit der Zeit bemerkten wir allerdings, dass manche im Vergleich zu ihren Artgenossen, welche normal große Flossen hatten, durchaus beeinträchtigt waren. Dazu gab es immer wieder mal schlimme Verletzungen zu behandeln und möchten daher auf ein paar unserer Meinung nach wichtigen Punkte zum Thema Schleierossen im nachfolgenden Beitrag eingehen.
Einige der bekannteren Vertreter, bei denen vergrößerte Flossen auftreten, wären:
- Ancistrus sp. | Antennenwels
- Betta splendens | Siamesischer Kampfsch
- Carassius auratus | Goldsch
- Corydoras paleatus | Marmorpanzerwels
- Danio rerio | Zebrabärbling
- Gymnocorymbus ternetzi | Trauermantelsalmler
- Mikrogeophagus ramirezi | Schmetterlingsbuntbarsch
- Paracheirodon innesi | Neonsalmler
- Pethia conchonius | Prachtbarbe
- Poecilia reticulata | Guppy
- Pterophyllum scalare | Skalar
- Tanichthys albonubes | Kardinalsch
- Trigonostigma heteromorpha | Keileckbärbling
- Xiphophorus helleri | Schwertträger
Welche Beeinträchtigungen und Gefahren können nun dabei auftreten?
Vorab möchten wir festhalten, dass solche Zuchtformen nicht unbedingt was schlechtes sein müssen und sich auch nicht immer negativ auf den Fisch auswirken, denn wie oben schon angedeutet, kommt es auch darauf an, inwieweit die Flossen vergrößert wurden. Wir sprechen hier also von wirklich extrem verlängerten Flossen, denn diese bereiten tatsächlich gern Probleme.
1. Beeinträchtigung des normalen Schwimmverhaltens
Kann ein Fisch wegen seiner extrem verlängerten Flossen nicht mehr richtig schwimmen, dann ist das auf jedenfall nicht gut für ihn. Sein gesamtes Verhaltensrepertoir wird dadurch unweigerlich beeinträchtigt – sei es beim normalen hin und her schwimmen oder beim Balz- und Imponiergehabe und ebenso bei Revierverteidigungen und Fluchtreaktionen. Manchen fällt sogar das futtern schwer, da sie nicht schnell genug reagieren können und bekommen je nach Mitbesatz dann oftmals zu wenig ab. Ein weiteres Problem ist, wenn die Schwanzosse überdimensional groß ausfällt, so dass sie die Fische regelrecht nach unten zieht, welche dadurch schräg im Wasser stehen bzw. schwimmen.
2. Gefahr Verletzungen
Bei schleierossigen Arten besteht grundsätzlich eine erhöhte Verletzungsgefahr, da sie leichter mit ihren verlängerten Flossen an Einrichtungsgegenständen wie Wurzeln und Steinen oder an der Technik hängen bleiben können. Ebenfalls nicht zu unterschätzen sind dabei auch Netze und Fäden mit denen Moose und andere Aufsitzerpflanzen aufgebunden werden sowie die bekannten Biosphärenbälle.
Wie sowas aussehen kann, möchten wir an einem unserer damaligen Antennenwelse zeigen.
Diese hübsche Dame blieb regelmäßig an den verschiedensten Sachen hängen oder klemmte sich die Flossen ein. Einmal hing sie mit der Rückenosse im Ansaugkorb des Außenlters fest. Ein anderes mal verhedderte sie sich an einem Bindfaden, der eine Anubias Panze an einer Wurzel festhalten sollte. Wir dachten eigentlich, dass dieser sehr straff und eng anliegend angebracht wurde, doch die Welsdame schaffte es dennoch, sich darin zu verfangen und durch drehen und winden, löste sich langsam der Faden und umwickelte die Schwanzosse. Ein weiteres mal wurde die Schwanzosse von einem Wurzelstück durchbohrt und wir können uns bis dato immer noch nicht erklären, wie das eigentlich passieren konnte, denn das Holz war weder spitz und auch nicht zu dünn.
Bei den Versuchen, sich zu befreien, riss sie sich desöfteren Teile ihrer Flossen ab oder spaltete diese und manchmal gab es dadurch verbunden auch weitere Verletzungen am Körper. Zum Glück verheilte alles immer recht gut, doch sowas kann auch mal das Ende für einen Fisch bedeuten.
Hier noch eine kleine Slideshow von zwei verschiedenen Verletzungen sowie darunter ein kurzes Video…
3. Stark verlängertes Gonopodium
Bei Lebendgebärenden Zahnkarpfen ist bei manchen Zuchtformen die zum Begattungsorgan umgewandelte Afterosse manchmal sehr stark verlängert. Wer Guppys, Schwertträger und Co. kennt, weiß wie „nötig“ es die Männchen immer haben – sie stehen ständig unter ihrem natürlichen Druck, können jedoch mit ihrem überlangen Gonopodium die Weibchen nicht wirklich begatten.
Weiterhin besteht auch hier die Gefahr, dass sich die Fische verletzen, so wie es unserem damaligen Schwertträger-Männchen öfters passierte. Einmal trennte er sich sogar über die Hälfte seiner Begattungsosse ab und lebte danach nicht mehr lange, da sich das Reststück immer wieder entzündete und verpilzte.
Zusammenfassung
Schleierossige Fische sind manchmal wirklich faszinierend und solange sich die Fische ganz normal bewegen und ausleben können, spricht auch nichts gegen größere Flossenformen. Wenn weiterhin ein paar Dinge am Aquarium wirklich gut durchdacht sind – von der Einrichtung, der installierten Technik und ja auch mit dem Mitbesatz, dann sind die Gefahren schlimmere Verletzungen zu erleiden auch nicht größer als bei den kurzossigen Arten.
Danke