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Otocinclus sp. · Ohrgitter-Harnischwels

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Die etwa 4-5 cm kleinen Ohrgitter-Harnischwelse sind schon seit vielen Jahren sehr beliebte Aquariensche und das aus gutem Grund, denn sie sind eine der wenigen Harnischwelse (Loricariidae), die nicht gleich so groß werden. Dazu sehen sie noch sehr elegant aus und zeigen ein absolut interessantes sowie ein richtig putziges Verhalten, aber sie sind auch etwas empndicher.

Der wissenschaftliche Name stammt von ous = Ohr und kinklis = Gitter und bezieht sich auf den gitterartigen Hinterschläfenknochen (Posttemporale).

Was die genauen Artbezeichnungen dieser Welse angeht, herrscht wohl noch die ein oder andere Verwirrung bzw. liegen Verwechslungen vor. Das liegt wohl unter anderem daran, dass der Großteil der Ohrgitter-Harnischwelse als Wildfänge in den Handel gelangt und in den Sammelstellen oftmals verschiedene Arten nebeneinander in einem Becken schwimmen. Dazu sehen sich viele auch noch sehr ähnlich. So ndet man zum Beispiel Otocinclus vittatus, O. vestitus, O. hoppei oder O. macrospilus im Handel unter Otocinclus afnis (Macrotocinclus afnis). Daher schreiben wir hier vorrangig von Otocinclus sp., da sich die Hälterungs- und Pegebedingungen kaum unterscheiden – nur der echte Macrotocinclus afnis sollte es etwas kühler (18-22°C) haben, wogegen die anderen bei 24-26°C bzw. teils bis 28°C gut zu halten sind. Wenn es die Möglichkeit erlaubt, empfehlen wir beim Kauf wenigstens 6-8 Ohrgitterwelse mit möglichst gleichem Zeichnungsmuster zu erwerben, damit die Welse Artgenossen haben und nicht gezwungen sind, Zweckgemeinschaften einzugehen.

Ohrgitter-Harnischwelse stammen aus Südamerika und sind unter anderem in den kleineren Zuüssen in Bolivien, Brasilien, Kolumbien, Paraguay, Peru und Venezuela weit verbreitet. Sandiger Bodengrund, ins Wasser gefallene Äste oder gleich ganze Bäume, viel Falllaub und eine gute Vegetation sind charakteristisch für viele dieser Gewässer.

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Bei der Wahl der Aquariengröße würden wir nicht unter 60 cm Kantenlänge / 54 Liter gehen und wie schon erwähnt, mindestens 6-8 artgleiche Welse aussuchen. Größer und vorallem mehr Tiere sind aber natürlich immer zu empfehlen.

Dazu feinkörnigen, kantengerundeten Bodengrund, schöne Wurzeln, viel Laub, gerne noch ein paar Kokosnußhöhlen oder Sumo Pods und wenigstens eine dichte Randbepanzung, damit etwas Struktur und Rückzugsmöglichkeiten entstehen, so dass sich die Tierchen sicher fühlen können und nicht kümmern.

Weiches und leicht saures Wasser macht sich immer gut und viel Wert sollte zudem auf sauerstoffreiches, keimarmes Wasser gelegt werden, denn Ohrgitterwelse reagieren sehr empndlich auf Wasserbelastungen aller Art sowie auf Chlor und Kupfer. Regelmäßige Wasserwechsel und ein nicht verschlammter Filter gehören bei ihnen daher auf jedenfall dazu.

Soviel wie auf die Wasserqualität bei Otocinclus Welsen (umgangssprachlich oft nur Otos genannt) geachtet werden sollte, wäre auch in Sachen Ernährung angebracht. Leider werden sie immer noch als die Algenwaffe schlechthin angepriesen, doch brauchen sie viel mehr als nur Algen.

Als limnivore Fresser (Aufwuchsfresser) nehmen sie nicht unerhebliche Mengen an tierischen Proteinen in Form von Bakterien und Kleinstlebewesen zu sich, aber auch diverses Frost- und Lebendfutter wie Mückenlarven, Artemia und ähnliches lassen sie sich gerne schmecken.

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Da sie jedoch als Wildfänge nicht immer an Fertigfutter gehen, ist es wichtig, einem neuen Aquarium ausreichend Zeit zu geben – nicht nur, dass sich die Wasserwerte stabilisieren können, sondern auch, dass sich möglichst viel Biolm und frischer Algenaufwuchs bildet. Das bedeutet auch, dass die Scheiben nicht blitzeblank sein sollten – zumindest die hintere sowie die seitlichen Scheiben dürfen gerne Belag ansetzen.

Um den Bedarf an Ballaststoffen zufrieden zu stellen, wäre weiches Wurzelholz wie Moorkien oder Mangrove und bereits zerfallendes Laub von Buche, Eiche, Walnuß etc. wichtig. Zusätzlich dürfen sie nach Gewöhnung hier und da etwas Kürbis oder Brennessel bekommen – davon jedoch nicht zuviel auf einmal, denn gerade Brennessel sind wahre Nitratbomben und auch mal frische Algensteine anbieten. Mehr dazu in den verlinkten Berichten am Ende des Textes.

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Die Vergesellschaftung von Ohrgitter-Harnischwelsen gestaltet sich dagegen als recht unproblematisch, hauptsache der Mitbesatz rückt den friedlichen und etwas sensiblen Welsen nicht auf den Leib.

So sind diverse kleinbleibende Bärblinge und Salmler, weitere kleine Harnisch- sowie Panzerwelse, nicht allzu aggressive Zwergbuntbarsche, aber auch Zwerggarnelen und Schnecken gut geeignet. Die Ansprüche an Wasserwerte, Temperatur, Einrichtung und Ernährung sollten auch auf jedenfall übereinstimmen.

Aber es muß nicht immer einen Mitbesatz geben, denn ein Artaquarium mit gut und gern 15-20 Ohrgitterwelsen in einem etwas größeren Becken kann durchaus sehr interessant und keineswegs langweilig sein.

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Die Vermehrung der meisten Ohrgitter-Harnischwelse ist eher als schwierig einzustufen. Abgelaicht wird zwar auch gerne mal im Gesellschaftsaquarium, jedoch ist die Aufzucht der Larven nicht gerade einfach. Der Vorgang ist ähnlich wie bei Panzerwelsen. Das Männchen treibt das Weibchen durch das Becken, die Paarung ndet in einer T-Stellung statt wobei die wenigen ausgestoßenen Eier befruchtet werden und anschließend heftet das Weibchen die Eier an Pflanzenblätter und ähnlichem ohne weitere Betreuung.

Die besten Chancen hat man auf jedenfall in einem Artaquarium und wenn die Bedingungen passen, kann man sich vielleicht mal über den ein oder anderen Nachkömmling freuen.

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Zusammengefasst sind Ohrgitterwelse wirklich sehr interessante und absolut friedliche Zeitgenossen. Viel Wert sollte auf sauberes, sauerstoffreiches Wasser und abwechslungsreiche Ernährung mit vorwiegend frischem Biolm, Algenaufwuchs und weichem Wurzelholz sowie sich bereits zersetzendes Laub gelegt werden. Für Anfänger sehen wir diese Welse nicht immer geeignet, da eben doch so einiges zu beachten ist und wir empfehlen sie in der Regel auch erst für Becken, welche gut 4-6 Monate laufen.

Eine größere Gruppe in einem gut eingerichteten Aquarium macht sich nicht nur optisch sehr gut, sondern mindert Streß bei den Tieren – ansonsten kümmern sie recht schnell.

Zu erwähnen wäre noch, beim Kauf aufzupassen, stets kräftige und gut genährte Tiere zu bekommen und die Eingewöhnung in das eigene Aquarium wirklich sachte durchzuführen, da sie sehr stressempindlich sind. Zum umsetzen eignet sich ein grober Kescher besser als ein feiner, da die Welse so eine Art Borsten – die Odontoden – am Maulrand besitzen, mit denen sie leicht im Netz hängen bleiben können, was Maulverletzungen nachziehen kann oder besser man nutzt eine sogenannte Fischfangglocke oder setzt sie gleich mit der Hand vorsichtig um. Transport- und Umgewöhnungsstreß sowie unpassende Aquarien mit wenig Aufwuchs ist oft der Grund, warum soviele Ohrgitterwelse innerhalb der ersten Wochen verenden.

Passt alles, haben sich die Tiere gut eingewöhnt, dann kann man an und mit ihnen die nächsten Jahre wirklich sehr viel Freude haben.

Danke

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