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von Mythen und Märchen in der Aquaristik

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Mythen, Märchen und Legenden gibt es auch in der Aquaristik und das zu Genüge und entstehen unter anderem dadurch, dass so manch Angelesenes nur stückchenweise weitergegeben wurde wodurch das Gesamtbild dabei verloren ging. Bei sehr vielen Themen müssen mehrere Faktoren zusammentreffen, damit xy dabei rauskommt, die jedoch nicht immer erkannt oder ebenfalls nicht weitergegeben wurden.

Dann gibt es natürlich auch sehr viele Missverständnisse sowie Fehlinterpretationen mit teils damit verbundenen regelrechten Schauermärchen und vieles weiß man inzwischen, vorallem durch Beobachtung und Forschung der Natur und deren Abläufe, einfach besser.

Wird unreektiert und / oder ohne selbst längere Erfahrungen in jenem Bereich zu haben, etwas abgeschrieben bzw. weitergeplaudert, so verbreiten sich eben solche Sachen in der Regel sehr schnell und sind kaum mehr aufzuhalten. Die meisten – wir selbstverständlich eingeschlossen – sind sicherlich schon mal dem ein oder anderem Mythos aufgesessen, weshalb wir diesen Beitrag gerne dazu nutzen möchten, um wenigstens im Groben davon zu berichten und werden nach und nach immer wieder mal welche ergänzen.

Mythos 1: Direktes Sonnenlicht verursacht Algen

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Sonnenlicht ansich fördert keine Algen. Allerdings bedarf es bei sehr viel Licht, was auch für künstliche Beleuchtung (sogenannte Starklichtbecken) gilt, deutlich mehr Nährstoffe / eine entsprechend angepasste, ausgewogene Nährstoffversorgung, damit die Pflanzen kräftig und gesund wachsen und somit Algen geringere Chancen haben. Dazu sollte man natürlich auch ein Auge auf dem Thermometer haben, damit es gerade an sehr sonnigen Tagen nicht zu heiß im Becken wird.

Mythos 2: Kupfer in Pflanzendüngern ist gefährlich für Garnelen

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Das enthaltene Kupfer Cu in für Aquarien vorgesehenen Düngern liegt in chelatierter (https://de.wikipedia.org/wiki/Chelatkomplexe) Form vor und ist damit für Garnelen und anderen empndlichen Tieren bei korrekter Anwendung nicht gefährlich. Vorsicht ist jedoch bei kupferhaltigen Medikamenten sowie bei Kuperoxychlorid Cu2(OH)3 Cl, Kupfersulfat CuSO4 und ähnlichem geboten, welches oft in Antialgenmittel verwendet wird!

Im übrigen sind bei vielen Gliederfüßer (Arthropoden) und Weichtieren (Mollusken) geringe Mengen an Kupfer für die korrekte Funktion des Atmungspigments Hämocyanin sogar absolut notwendig. So gesehen macht also auch hier die Menge das Gift, denn etwas zuviel im Umgebungswasser würde zu einer proportionalen Zunahme im inneren Zellmilieu führen, woraus eine Denaturierung anderer zellulären Enzymen resultieren und die Organismen töten würde. Ansonsten dürfte man auch so manches Futter nicht mehr verabreichen, denn wenn man mal die Zusatzstoffe begutachtet, ndet man auch hier immer wieder Kupfer vor. Doch wie gesagt, geht von Pflanzendüngern bei denen das Kupfer chelatiert vorliegt, in der Regel keine Gefahr aus. Im Zweifel kann man auch vorab direkt beim Hersteller anfragen.

Mythos 3: Durch Nitrat wachsen Algen

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Früher wurde dem Nitrat NO3 die Schuld an Algen gegeben. Das mag bei sehr hohen Werten oder einem ungünstigem Nitrat-Phosphat-Verhältnis durchaus zutreffend sein, da damit Wachstumsblockaden bei den höheren Pflanzen eintreten können.

Nitrat ist jedoch ein wichtiger Nährstoff für Pflanzen. Fehlt dieser oder liegt zu wenig vor, wachsen die Pflanzen ebenfalls nicht gut und Algen haben somit auch wieder leichteres Spiel. Gerade in gut bepanzten sowie in gering besetzten Aquarien wie in Garnelenbecken, wo meist auch nicht sehr viel gefüttert wird, kann es schnell zu einem Mangel kommen. Ein zudüngen mit Nitrat oder einem NPK Dünger (Stickstoff/Nitrat, Phosphat, Kalium) könnte dann empfehlenswert sein. › mehr dazu lesen… (http://aquabits.de/algen-das-pure-grauen/)

Mythos 4: Filterreinigung nie gleichzeitig mit Wasserwechsel durchführen

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Der Mythos zur Filterreinigung bei gleichzeitigem Wasserwechsel lässt sich wohl nicht mehr ausrotten. Es heißt, man würde zuviele Nutzbakterien entfernen, so dass die Nitrikation (http://aquabits.de/nitrikation/) gestört würde und immer wiederkehrende Nitritpeaks die Folge wären. Das ist so nicht ganz richtig, denn Nutzbakterien sind substratgebunden und benden sich daher auf Deko und Pflanzen, im Bodengrund und Mulm sowie natürlich auch im Filter. Im Wasser selbst ndet man davon eher weniger.

Daher ist es absolut kein Problem, einen reinen Wasserwechsel durchzuführen (ohne großartig Mulm aus dem Boden abzusaugen) und zeitgleich die Filtermedien oder einen Teil davon in zuvor abgeschöpftem Aquarienwasser zu reinigen. › mehr dazu lesen… (http://aquabits.de/lterreinigung/)

Mythos 5: Panzerwelse brauchen zwingend Sand als Bodengrund

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Auch dieser Mythos hält sich schon ewig und damit verbunden die Aussagen, Panzerwelse würden ihre Barteln auf Kies verlieren und könnten nicht richtig gründeln. Sieht man sich jedoch so manche Naturhabitate an, kann man beobachten, wie Panzerwelse selbst auf steinigem, sogar auf scharfkantigem Boden sehr gut leben und darüber hinwegschrubbern.

Wenn dann liegt das Problem bei gröberen Bodengrund eher darin, dass in Aquarien kaum Abtransport gegeben ist und Futtereste leichter im Kies versinken können. In vernachlässigten Becken können Gammelstellen und eine hohe Keimdichte die Folge sein und das würde sich nicht nur auf Panzerwelse ungünstig auswirken. Auf der anderen Seite müssen die Barteln aber auch so einiges aushalten und da gehört dann schon ein wenig mehr dazu, damit es zur Schmelze kommt. Dennoch ist natürlich wenigstens kantengerundeter und nicht allzu grober Bodengrund sehr zu empfehlen, weil ein solcher die Pege deutlich vereinfacht. › mehr dazu lesen… (http://aquabits.de/panzerwelse-und-ihre-barteln/)

Mythos 6: Sand ist für Aquarien nicht geeignet

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Immer wieder hören wir, dass Sand für Aquarien nicht geeignet wäre, weil er faulen oder sich verdichten würde und die Pflanzen in so einem feinem Substrat nicht wachsen könnten. Nehmen wir uns hier wieder die Natur als Vorbild, stellt man fest, dass in sehr vielen Gewässern Sand vorhanden ist, für viele Fischarten ist er sogar unverzichtbar und auch Pflanzen wachsen darin sehr gut, manche sogar besser als in gröberem Material. Sand (in der Denition mit einer Körnung zwischen 0,063 und 2 mm) stellt auch im Aquarium kein Problem dar, dennoch raten wir auf ein paar Dinge zu achten…

Luft- und organische Einschlüsse, welche zu Gammelherde führen könnten, kann man gut vermeiden, indem man zuerst etwas Wasser einlässt und dann langsam den Sand in das Becken gibt. Wie bei Kies natürlich hier auch darauf achten, dass möglichst keine Futterreste untergraben werden. Zudem empfehlen wir eine „enge“ Körnung zu verwenden, also z.Bsp. 0,1-0,6 mm oder 0,7-1,2 mm. Werden verschiedene Sand- und Kieskörnungen vermischt, kann es unter Umständen zu Verdichtungen kommen – auf ein angemessenes Mischungsverhältnis zu achten, schadet in diesem Fall dann nicht oder man lockert den Sand-Mix von Hand immer mal ein wenig auf. › mehr dazu lesen… (http://aquabits.de/quarzsand/)

Mythos 7: Die Fische passen sich der Aquariengröße an

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Dass sich Fische der Aquariengröße anpassen, also dass große Fischarten in kleinen Becken nicht so enorm heranwachsen, dürfte wohl der älteste Mythos überhaut sein. In Gesprächen um die geeignete Aquariengröße werden dann gerne noch die Begriffe Kümmerwuchs, Messerrücken sowie Verkrümmung der Wirbelsäule verwendet.

Fische passen sich jedoch nicht der Aquariengröße an! Manche wachsen vielleicht etwas langsamer, erreichen aber trotzdem über kurz oder lang ihre Größe, wobei es dabei sicher auch nicht (alleine) an der Aquariengröße liegt. Wenn dann würden wir neben der Aquariengröße auch die Zuchtgegebenheiten sowie die Einrichtung, Struktur und Vergesellschaftung, die allgemeine Pege, die Wasserwerte inklusive der Temperatur und Strömung und vorallem die Fütterung (Futterart und Qualität) ins Auge fassen, denn all diese Parameter können in ungünstigen Fällen durchaus zu Wachstumstörungen und (streßbedingten) Krankheiten bis hin zu frühzeitigen Ausfällen führen.

Unter diesem Mythos würden wir zudem noch die oft angebotenen „Zwergzuchten“ unter anderem von Skalaren und Prachtschmerlen abheften.

Mythos 8: Kleine Becken sind unkontrollierbar und instabil

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Nimmt man das Wasser ansich sowie die natürlichen Prozesse, welche unter anderem durch (Nutz-)Bakterien, Kleinstlebewesen, Algen, Pflanzen und dergleichen so ablaufen, dann ist das in einem Schnapsglas auch nicht anders als in einem Bach, See oder wie auch immer. Demnach ist ein Nanoaquarium nicht unbedingt schwieriger als ein großes Becken. Der Unterschied ist in unseren Augen lediglich der, dass ein größeres Becken kleinere Pegefehler eher mal verkraften kann – z.Bsp. wenn mal etwas zuviel gefüttert wurde oder einem die Futterdose ins Wasser gefallen ist.

Mythos 9: Meine Fische fühlen sich sehr wohl – die vermehren sich sogar

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Viele sagen, wenn sich Fisch und Co. sehr gut vermehrt, dann passt alles im Aquarium. Das mag für etliche Arten durchaus zutreffen, manchmal sind dazu sogar große Anstrengungen nötig, doch gilt das aber nicht für alle, denn manche würden sich – überspitzt ausgedrückt – sogar in der übelsten Pampe noch vermehren, um die eigene Art zu erhalten. Als Beispiel wären hier unter anderem diverse Lebendgebärende wie Guppys und Mollys zu nennen, aber auch Antennenwelse und manche Buntbarscharten.

Sicherlich gehört auch ein wenig was dazu, damit der gut Nachwuchs heranwachsen kann, besonders in unserem geschlossenem System dem Aquarium, wie z.B. ausreichend Nahrung und Versteckmöglichkeiten, jedoch sollte man nicht pauschal davon ausgehen, dass alles paletti ist, nur weil sich die Tierchen vermehren. › mehr dazu hier (http://aquabits.de/zuvielnachwuchs/) sowie hier (http://aquabits.de/die-wasserwerte-sind-inordnung/) nachlesen…

Mythos 10: Wasser aus laufenden Aquarien verkürzt die Einlaufzeit

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Immer wieder lesen wir die Empfehlung, „gebrauchtes“ Wasser in ein neues Becken zu übernehmen, da das die Einlaufzeit eines Süßwasseraquariums verkürzen oder gar überüssig machen soll und so kein Nitritpeak (http://aquabits.de/no2-nitrit/) entstehen könne.

Nun, wie oben schon geschrieben, sind die nützlichen aeroben und anaeroben Reinigungsbakterien, welche unter anderem Ammonium / Ammoniak, Nitrit und Nitrat verarbeiten, substratgebunden und benden sich daher im Filter, auf Pflanzen und Deko sowie im Bodengrund. Im Freiwasser selbst ndet man von ihnen kaum welche, eher noch (schädliche) Keime, Krankheitserreger und Algensporen – von eventuellen Schadstoffen und ggf. unpassenden Wasserwerten für den zukünftigen Besatz ganz abgesehen. Demnach bringt es in Sachen Einlaufphase und Nutzbakterien eigentlich nichts, wenn man Wasser aus einem anderen Aquarium übernimmt. › mehr dazu lesen… (http://aquabits.de/einlaufphaseaquarium/)

Nächste Themen:

  • Schneckenplage
  • Die Fische, Garnelen etc. kann man in Leitungswasser halten

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