Immer wieder hören oder lesen wir davon, dass besonders Wirbellose oder empndlichere Fischarten wie Welse und Schmerlen abrupt verenden – meist gleichzeitig, die sich zuvor auch oft komisch verhalten als könnten sie nicht mehr schwimmen oder fallen einfach um. Nicht selten stellt sich nach den ersten Fragen heraus, dass erst kürzlich neue Pflanzen eingesetzt wurden…
Woran es liegt, dass Pflanzen Aquarienbewohner schädigen oder gar umbringen können, was man dagegen tun kann und wie wir dem vorbeugen, darauf möchten wir im nachfolgendem Bericht eingehen.
Aquarienpflanzen werden in Gärtnereien mit Düngern sowie oftmals mit Pestiziden behandelt, damit diese schnell und kräftig heranwachsen und dabei möglichst frei von Schädlingen sind. Weiterhin müssen Pflanzen seit dem Einfuhr- und Verbreitungsverbot von Apfelschnecken der Gattung Pomacea innerhalb der EU (http://aquabits.de/wp-content/uploads/2015/06/pomaceaverbot.pdf) einen sogenannten Pflanzenpass erhalten, um sicher zu gehen, dass weder diese Apfelschnecken noch die Gelege derer unbemerkt mitreisen. Dies hat zur Folge, dass die Pflanzen teils nun noch mit entsprechend weiteren Giften behandelt werden (müssen) und diese sowie eben die bisher üblichen Pestizide sich keineswegs gut auf unsere Aquarienbewohner auswirken…
Wirbellose wie Garnelen, Krebse, Krabben und Schnecken reagieren darauf besonders empndlich, aber auch Fische können dadurch mehr oder weniger Schaden nehmen. Daher ist es eben sehr wichtig Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen bevor neue Pflanzen in das Aquarium eingesetzt werden. Hat man dennoch mal nicht gleich daran gedacht und neue Pflanzen sofort eingesetzt oder unzureichend vorbehandelt, dann zeigen sich sehr schnell die typischen Vergiftungserscheinungen wie Taumeln, Zucken, extreme Blässe, Bewegungslosigkeit, unruhiges hin und her schwimmen sowie Versuche das Wasser panikartig zu verlassen. Wird dann nicht umgehend effektiv gehandelt, verenden die Tiere sehr schnell.
- Neue Pflanzen für ein bereits besetztes Aquarium
Wenn wir neue Pflanzen für ein bereits besetztes Aquarium im Handel kaufen, dann bereiten wir einen sauberen, geeigneten Behälter vor. Wir nehmen einen hellen oder transparenten Aquarieneimer, ein leeres Aquarium oder eine sogenannte Faunabox, je nachdem was gerade frei ist und füllen frisches, auf etwa 20-22°C temperiertes Leitungswasser ein. Danach entfernen wir von allen Pflanzen die Töpfe, Bleigürtel, Tonringe, Steinwolle und so weiter, kürzen die Wurzeln und schneiden schlechte Blätter ab. Anschließend kommen die losen Pflanzen in den vorbereiteten Behälter zum wässern.
Als Standort ist ein heller Ort mit etwas Tageslicht interessant, bei dem sich die Wassertemperatur um die 20°C halten kann – also die Fensterbank zum Beispiel. Der Grund dafür ist, dass sich Pestizide kaum ausschwemmen lassen, wie oft berichtet wird, sondern sie bauen sich im Laufe der Zeit von selbst ab sowie durch UV-Licht, was im natürlichen Sonnenlicht hierfür ausreichend vorhanden ist. Daher ist es auch nicht unbedingt notwendig, das Wasser täglich zu wechseln, wobei wir aber dennoch wenigstens alle paar Tage einen Wasserwechsel empfehlen, denn damit trägt man unter anderen diverse Schadstoffe aus, zumal abgestorbene Pflanzenteile das Wasser gut belasten können und man fügt frische für die Pflanzen wichtige Mineralien und Spurenelemente zu.
Wir schließen zudem noch einen Ausströmerstein mit Membranpumpe oder einen kleinen Filter an. Ohne geht es zwar meist auch, jedoch haben wir beobachtet, dass diverse Pflanzen wie unter anderem Cryptocoryne sonst eher mal alle Blätter abwerfen als wenn das Wasser in Bewegung ist und man kann damit auch einer Kahmhaut vorbeugen, die den Gasaustausch über die Wasseroberäche behindern würde. Filtermedien braucht es beim Filter nicht, es schadet aber auch nicht, wenn etwas Zeolith, Aktivkohle oder eine Mischung daraus (z.B. Tropical Carbolit (http://tropicaldeutschland.de/suesswasser/aquarium-lter/ltermaterial/1158/carbolit?c=19)) eingesetzt ist.
Das ziehen wir so für wenigstens zwei bis drei Wochen durch. Wird jedoch aus welchen Gründen auch immer etwas länger gewässert, dann ersetzen wir die Aktivkohle-Zeolith Mischung nach etwa 14 Tagen gegen eine neue Füllung, damit wir die Wirkung aufgrund von Sättigung nicht verlieren und zudem besteht bei der Aktivkohle die Gefahr, dass sie nach einer gewissen Zeit die aufgefangenen Stoffe wieder an das Wasser abgibt.
Nach der Wässerung setzen wir die neuen Pflanzen im Aquarium ein und beobachten den Besatz ganz genau. Sobald es auch nur ein Anzeichen dafür gibt, dass es ihm nicht gut geht, entfernen wir sofort alle neuen Pflanzen, geben sie nochmals zum wässern und machen einen großen Wasserwechsel von gut 80- 90% mit angepasstem frischen Wasser. Je nach Notwendigkeit auch mehrere Wasserwechsel und es schadet in diesem Fall dann auch nicht einen guten Wasseraufbereiter zu benutzen sowie über eine Aktivkohle-Zeolith Mischung die nächsten Tage zu ltern.
✎ Bitte – wie sonst auch immer…
Verfalle bei Problemen egal welcher Art nie in Panik, denn dadurch passieren schnell mal Fehler, die man da dann überhaupt nicht brauchen kann und lieber etwas mehr Sorgfalt walten lassen als dass (weitere) Tiere Schaden nehmen oder gar qualvoll verenden!
- Pflanzen für ein neu eingerichtetes Aquarium
Richten wir jedoch ein Aquarium neu ein in dem erst nach der etwa vier bis sechs Wochen andauernden Einlaufphase (http://aquabits.de/einlaufphase-aquarium/) der Besatz einziehen soll, dann kommen die Pflanzen gleich direkt in das Aquarium nachdem wir Töpfe, Wolle und Co. vollständig entfernt haben. Wasserwechsel führen wir von Beginn an so durch, wie sie später auch geplant sind – bei uns also wöchentlich von gut 60 bis 80%. Eine Ausnahme stellt allerdings vorgedüngter Soil (aktiver Bodengrund) dar, bei dem man anfangs öfters einen Teilwasserwechsel machen sollte. Einen Tag vor Einzug der Bewohner wechseln wir nochmals den Großteil des Wassers – was wir aber eh immer machen, egal woher die Pflanzen stammen, denn so verringert sich auch das Risiko einer Keimunverträglichkeit.
Die nächsten Tage wird dann der Besatz wieder sehr gut beobachtet und sobald etwas auffällig ist, was auf eine Vergiftung hinweist, nehmen wir die Pflanzen raus oder lagern den Besatz aus und geben dem Ganzen noch etwas Zeit, damit sich die restlichen Pestizide auch noch abbauen können.
Wer einen auf sein Aquarium dimensionierten UV-C Filter hat, kann diesen natürlich auch für die Zeit unterstützend einsetzen, denn der beschleunigt auf jedenfall den Zerfall der Pestizide. Extra hierfür einen anschaffen braucht man allerdings nicht.
Das mag sich jetzt alles vielleicht sehr übertrieben anhören, ist es aber nicht!
Wir lesen von solchen Problemen wirklich sehr oft und haben selbst auch schon bittere Erfahrungen in diesem Bereich machen müssen. Wir gehen jedenfalls kein Risiko mehr ein und nehmen uns die paar Tage Zeit, auch wenn jemand sagt, er hatte noch nie Probleme deswegen und hat die Pflanzen immer sofort eingesetzt. Das kann hundert mal gut gehen, ein weiteres mal jedoch nicht und verlorene Leben oder Spätfolgen aufgrund der Vergiftung können nicht mehr rückgängig gemacht werden.
Natürlich können wir aber keine Garantie auf das geben, was wir hier nun geschrieben haben, auch wenn das bei uns so sehr gut funktioniert, denn jedes Aquarium ist anders und nicht jede Tierart reagiert gleich sensibel auf solche Sachen. Sicherlich kommt es zudem auch darauf an, woher die Pflanzen stammen und wie lange sie beim Händler in den Verkaufsbecken gelegen haben. Im Zweifel einfach grundsätzlich vorher und gegebenenfalls noch intensiver wässern oder gleich auf sogenannte Invitro Pflanzen (Laborpflanzen) zurückgreifen. Pflanzen aus laufenden Becken anderer Aquarianer sind in der Regel aber auch immer eine gute Wahl, doch schadet es nicht, vorher mal nachzufragen, ob in letzter Zeit Algenmittel oder Medikamente auf Kupferbasis bzw. allgemein irgendwelche Mittel in dem Aquarium eingesetzt wurden, aus dem die Pflanzen abgegeben werden, die dem eigenen Besatz schaden könnten.
Danke