Wurzeln sowie verschiedene Äste und andere verholzte Sachen werden sehr gerne im Aquarium verwendet, denn sie sind eine tolle Deko und bringen dadurch einen natürlichen Touch in das Aquarium. Weiterhin kann man den Bewohnern damit Unterschlupf und Rückzugsmöglichkeiten bieten, man bringt etwas Struktur in das Becken, wodurch auch gut überschaubare Reviergrenzen entstehen und sie können sich positiv auf die Wasserwerte auswirken. Weiches Holz wie Mangrove oder Moorkien ist zudem ein wichtiger Teil der Ernährung unter anderem von diversen Harnischwelsen.
Nachfolgend möchten wir ein wenig darauf eingehen, was wir an Wurzeln und Co. in unseren Aquarien nutzen, wie wir die Sachen vorbereiten und zeigen auch noch ein paar Tipps und Hinweise auf.
- Welche Materialien wir verwenden…
Wir verwenden bei uns vorwiegend Mangroven- und Moorkienwurzeln, denn diese haben für uns die schönsten Formen und uns sagt die rot-braune bis dunkelbraune Farbe sehr zu. Erhältlich sind diese unter anderem im Zoofachhandel von klein und ligran bis groß und klobig. Dazu lassen die sich leicht zurechtsägen, bohren (z.B. um sie an Schieferplatten zu befestigen) und sie sind weich genug, dass unsere Harnischwelse gut was abraspeln können. Weiterhin verwenden wir gerne Treibholz (Driftwood) sowie dünnere bis dickere Äste von Buche, Erle, Haselnuß und Korkenzieherhasel
- Wovon wir Abstand nehmen…
Sogenanntes Mopaniholz nehmen wir inzwischen nicht mehr bei unseren Aquarien, denn dieses kann im Aquarium durchaus Probleme bereiten, wobei das Holz ansich nicht mal die Ursache wäre, sondern die Strahlmittel, welche beim sandstrahlen oftmals eingesetzt werden. So passiert es schon mal, dass kleine Metallkügelchen und Splitter bis tief in das Holz eindringen. Das Resultat ist, dass sich Substanzen (Schwermetalle) im Wasser lösen und somit Vergiftungen vorallem bei Garnelen und weiteren empndlicheren Arten verursachen. Wer dennoch auf diese bizarren, meist zweifarbigen (Oberseite beige bis hellbraun, Unterseite dunkelbraun) und schweren Wurzeln nicht verzichten möchte, dem empfehlen wir auf seriöse Quellen zurückzugreifen und auch nachzufragen, wie die Wurzeln behandelt wurden.
Weiterhin verwenden wir keine Äste und Wurzeln von Nadelbäumen, giftigen Bäumen und Sträuchern und dergleichen. Mag sein, dass es nicht unbedingt Schwierigkeiten damit geben muß – vorallem wenn man sie entsprechend vorbehandelt, doch möchten wir hier keine Experimente eingehen und es gibt soviel anderes, was man auf jedenfall problemlos nutzen kann.
Mit Weide (Salix) sind wir etwas vorsichtig, denn gerade in der Rinde bendet sich Salicin – der Grundstoff für Acetylsalicylsäure (ASS) einiger Medikamente und genau dieser Stoff ndet auch in einigen kupferfreien Antialgenmitteln Verwendung. So möchten wir nicht ausschließen, dass es auch mal ein zuviel an Weidenästen im Aquarium sein könnten und nicht dass sich Resistenzen bilden, was schlecht wäre, wenn man mal genau diesen Wirkstoff bräuchte. Ein paar wenige gut durchgetrocknete Äste, möglichst ohne Rinde, sind aber in der Regel kein Problem.
Abstand nehmen wir zudem von gespritzten Bäumen und achten auch darauf nichts in Straßennähe oder aus Industriegebieten zu nehmen. Da bringt auch langes wässern nicht immer etwas und gehen daher kein Risiko ein.
- Vorbehandlung…
Bevor wir Äste und Wurzeln in ein Aquarium geben, bereiten wir sie erstmal ein wenig vor. Dazu tasten
wir die Teile gründlich ab, um weiche Stellen ausndig zu machen, welche später im Aquarium gammeln
könnten. Entdecken wir solche, dann schneiden oder raspeln wir sie großzügig raus oder lassen gleich
die Finger davon. Als nächstes wird alles gründlich mit einer extra für die Aquarien vorgesehene
Nagelbürste und warmen Wasser abgeschrubbt, um Schmutz zu entfernen, was Bakterienrasen deutlich
fördern sowie vorübergehende Trübungen verursachen könnte, was zwar nicht zwangsläug schädlich
wäre, aber wenn man es vermeiden bzw. vermindern kann, dann ist es doch auch nicht schlecht.
Haben wir frische Äste eingesammelt, so kommen diese für die nächsten Wochen zum trocknen, damit
sie sicher abgestorben sind, so dass sie nicht mehr austreiben können und zudem keine Zuckerstoffe etc.
abgeben, welche das Wasser belasten würden.
Vorteilhaft ist es, wenn anschließend die Äste und Wurzeln in geeigneten Eimern oder Bottichen gewässert werden, denn so schwemmt man schon mal einiges an Gerbstoffen und Huminsäuren aus, welche das Wasser im Aquarium je nach Art des Materials mehr oder weniger stark braun einfärben und den pH Wert durchaus gut senken können. Dabei tauschen wir das Wasser auch regelmäßig gegen frisches, kaltes bis max. handwarmes Wasser aus.
Das ziehen wir dann solange durch, bis die Teile nicht mehr aufschwimmen. Wie lange das dauert kann
man pauschal nicht beantworten. Bei manchen ist es eine Sache von Tagen, andere – vorallem sehr
große, dicke Teile – können durchaus Wochen oder gar Monate brauchen. Falls wir nicht solange warten
möchten, dann lässt sich dem Auftrieb auch entgegenwirken indem wir die Sachen mit
Edelstahlschrauben an Schieferplatten befestigen oder wir binden einen oder mehrere Steine dran bzw.
klemmen Steine an die Äste und Wurzeln. Wichtig dabei ist, dass das wirklich sicher hält, nicht dass das
Aquarium kaputt geht oder ein Tierchen verletzt wird, falls sich ein Stein löst. Später, wenn das Holz von
alleine unten bleibt, kann man die Steine auch wieder entfernen.
Einzige Ausnahme wo wir nicht oder nur sehr kurz wässern ist, wenn wir das Holz in Schwarzwasseraquarien einsetzen, denn ihnen kommt die Wasserfärbung und Ansäuerung sehr entgegen. Die Wasserwerte kontrollieren wir hier natürlich regelmäßig, nicht dass die Werte zu sehr abfallen und damit besonders bei den Wasserwechseln keine zu großen Schwankungen auftreten.
Vorsicht ist bei Moorkienwurzeln geboten, welche feucht in Beutel verschweißt erhältlich sind. Sie haben den Vorteil, dass sie sofort im Wasser untergehen und so nicht wochenlang gewässert werden müssen, jedoch sind solche in der Regel mit Kochsalz behandelt, damit sie im Beutel nicht anfangen zu schimmeln. Auf der Packung ist meist vermerkt, dass die Wurzeln gründlich abgespült und für ein paar Tage separat in kaltem Wasser gewässert werden sollten, damit das Salz ausgeschwemmt wird. Das Wasser dabei täglich austauschen.
- Weitere Hinweise…
Nachwievor wird sehr oft geschrieben, man sollte Wurzeln abkochen, um unerwünschte Begleitfauna zu vermeiden und damit die Wurzeln schneller untergehen. Das können wir aus unserer Sicht nicht empfehlen, denn das abkochen bricht die Fasern auf (irreversible Denaturierung), wodurch die Wurzeln von innen heraus faulen können, was sich dann natürlich auch nicht besonders förderlich auf den Besatz auswirkt und es könnte dadurch sogar das Becken kippen. Auch wenn das Abkochen bei vielen schon seit Jahren gut geht, lesen wir sehr oft von genau solchen Problemen und hatten vor Jahren selbst auch damit zu tun. Daher ist das für uns absolut keine Option.
Was schädliche Begleitfauna betrifft, so wüssten wir nichts, was vom Land im Wasser überleben würde. Wenn dann besteht eher die Gefahr sich was mit Holz aus Gewässern oder aus anderen Aquarien einzuschleppen und da hilft abkochen auch nicht zwangsläug, besonders bei Eiern diverser Plagegeister und würden hier lieber einige Wochen wässern und gut beobachten, ob irgendwas auftaucht, was wir nicht im Aquarium haben möchten.
Äste und Wurzeln im Backofen bei etwa 50°C zu trocknen kann die Wartezeit deutlich verkürzen, doch passt halt leider nicht alles in den Ofen und man sollte auch dabei bleiben, nicht dass man die Bude dadurch abfackelt und bitte stets die Tür einen Spalt geöffnet lassen.
An neu eingesetztem Holz entsteht oft ein gallert- bis wattebauschähnlicher Belag und viele denken dann oft, dass das schimmelt. Dabei handelt es sich um einen sogenannten Bakterienrasen und ist kein Grund zur Sorge, denn sowas ist nicht ungewöhnlich und verschwindet meist nach wenigen Tagen von alleine wieder.
- Tipps…
Äste, Wurzeln und natürlich auch Kokosnußschalen, verholzte Schalen von Tropenfrüchten, Seemandelbaumrinden und Röhren und dergleichen lassen sich hervorrangend bepflanzen. So eignen sich hierfür unter anderem verschiedene Moose, Speerblätter (Anubias), Javafarne (Microsorum), Kongofarn (Bolbitis) sowie auch die umgangssprachlich Buces genannten Bucephalandra etc. Diese Pflanzenarten und die meisten Moose entwickeln mit der Zeit Haftwurzeln und können sich dann alleine am Untergrund festhalten, doch erstmal ist es hilfreich, sie dabei zu unterstützen.
So kann man das Grünzeug gut in Spalten einklemmen oder man bindet es mit Baumwollgarn, Angelsehne und ähnlichem fest oder klebt es mit Sekundenkleber (auf Cyanacrylatbasis) auf das Holz. Die Pflanzennadeln JBL ProScape Plantis sind bei nicht zu dicken Holzsstücken aber auch sehr hilfreich Rhizompflanzen festzuhalten, bis sie festgewachsen sind, wie unten zum Beispiel bei der Mangrovenwurzel und dem Microsorum pteropus ‚Narrow‘ zu sehen…
Achte aber bitte gut darauf, dass das dicke Rhizomstück der Pflanzen nicht gequetscht wird, dass sich kein Aquarienbewohner daran verletzen bzw. verheddern kann und achte auch gut auf Dich, nicht dass Du Dir unter anderem die Finger zusammenklebst.