Teststreifen sind bei vielen Aquarianern alles andere als gerne gesehen und da kommen dann schon mal Antworten wie:
- „Die Dinger sind nicht zu gebrauchen.“
- „Teststreifen sind viel zu ungenau.“
- „Um seine Wasserwerte zu kennen, braucht man Tröpfchentests.“
- „Das sind nichts als Ratestäbchen.“
- „Die kannst gleich in die Tonne kippen.“
… und so weiter
Doch sind Teststreifen fürs Wassertesten im Aquarium wirklich so mies und unbrauchbar?
Wenn wir unser Aquarien- und Leitungswasser testen kommt es in erster Linie darauf an, was wir überhaupt wissen möchten. Was sagen uns diese Werte und was machen wir dann damit?
Fragen, auf die oft nicht wirklich Antworten kommen.
Wir bei uns hier verwenden gerne solche Teststreifen, denn…
- der Anschaffungspreis ist recht günstig.
- man bekommt schnell einen Überblick.
- man braucht nicht mit Chemikalien hantieren.
- sie sind auch für Kinder leicht zu nutzen.
Welche Werte lassen sich messen und was sagen uns diese nun?
Nitrit (NO2 )
Auf dem Teststreifen lassen sich Nitritwerte von 0 | 0,5 | 2 | 5 und 10 mg/l ablesen.
Dagegen zeigt es bei den Tröpfchentests die Werte < 0,01 | 0,025 | 0,05 | 0,1 | 0,2 | 0,4 | 0,6 | 0,8 und 1,0 mg/l an
Ein Tröpfchentest ist somit wesentlich genauer in den unteren Werten, zeigt aber in unserem Fall keine über 1 mg/l an. Für uns persönlich macht das jedoch kaum einen Unterschied, denn sobald Nitrit nachweisbar ist, liegt eine gewisse Schadstoffbelastung des Wassers vor. Daher reicht es uns zu wissen ob welches vorhanden ist oder nicht, wobei die Teststreifen da schon recht gut anzeigen .
Nitrat (NO3)
Bei den Teststreifen werden Nitratwerte von 0 | 10 | 25 | 50 | 100 | 200 und 250 mg/l angezeigt.
Bei den Tröpfchentests wären das dagegen < 0,5 | 1 | 10 | 15 | 30 | 50 | 120 | 240 und > 240 mg/l.
Die Abstufungen beim Tröpfchentest sind ein klein wenig feiner, hält sich aber in etwa die Waage. Pegt man nicht übermäßig empndliche Tiere sowie nicht allzu anspruchsvolle Pflanzen, dann reicht ein Teststreifen vollkommen aus, der unserer Erfahrung nach ebenfalls gut anzeigt. Wird Nitrat gezielt aufgedüngt, liegen Algenprobleme vor oder ist die Nitrifikation gestört, wären Tröpfchentests – zumindest zum Gegenmessen – nicht verkehrt.
Gesamthärte (GH) und Karbonathärte (KH)
Hier wird es schon etwas ungenauer. Bei den Tröpfchentests ermittelt man den Wert nach Farbumschlag, was bedeutet, dass man die Tropfen der jeweiligen Testüssigkeit zählt, bis die entstehende Farbe von rot nach grün bei der Gesamthärte und von blau nach gelb bei der Karbonathärte umschlägt. Die Anzahl der Tropfen entspricht x °dH – beispielsweise 5 Tropfen der Gesamthärte = 5°dH.
Bei den Streifen lassen sich dagegen nur gewisse Sprünge ablesen und diese wären bei der Gesamthärte < 6°dH | > 7°dH | > 14°dH und > 21°dH sowie bei der Karbonathärte 0°dH | 3°dH | 6°dH | 10°dH | 15°dH und 20°dH.
Für viele Aquarienbewohner reicht es zu wissen, in welchem Bereich sich das Wasser hält und der lässt sich bei den Teststreifen schon recht gut ablesen. Doch es gibt auch sehr viele Fische, Garnelen etc. für die man die Härte genau wissen und einstellen sollte und da sind wir der Ansicht, dass es mit Tröpfchentests viel sicherer ist.
Säuregehalt (pH)
Bei den Teststreifen lässt sich der pH Wert in den Stufen 6,4 | 6,8 | 7,2 | 7,6 | 8,0 und 8,4 ablesen. Bei den Tröpfchentests dagegen gibt es verschiedene Arten – so wird bei manchen in 0,2er Schritten zwischen 6,0 und 7,6 oder 7,4 bis 9,0 gemessen.
Die meisten pH Tröpfchen zeigen jedoch in 0,5er Sprüngen von 3,0 | 4,0 | 4,5 | 5,0 | 5,5 | 6,0 | 6,5 | 7,0 | 7,5 | 8,0 | 8,5 | 9,0 | 9,5 und 10,0 an.
Hier kommt es auf jedenfall auch darauf an, in wie weit man für seine Schützlinge den pH-Wert kennen und einstellen muß. Für anspruchslosere, unempndlichere Arten und für ein messen zwischendurch, sind die Teststreifen definitiv zu gebrauchen. Strebt man aber möglichst genaue Werte an und bereitet das Wasser entsprechend auf, so sind Tröpfchentests oder noch besser gleich ein digitaler pH-Meter sehr zu empfehlen.
Fazit zu den Teststreifen als Methode zum Wassertest im Aquarium
Unserer Ansicht nach sind daher die Teststreifen nicht absolut unbrauchbar, so wie es oft behauptet wird, denn es kommt letztendlich darauf an, wie genau man die Wasserwerte kennen und einstellen muß. Pegt oder züchtet man Tiere, für die man genaueste Werte durch entsprechende Aufbereitung anstrebt, so sind Tröpfchentests oder andere Testarten immer eine gute und sicherere Investition. Für nicht so empndliche Arten, für einen groben Überblick oder ein schnelles messen zwischendurch lohnen sich die Teststreifen auf jedenfall.
Kleiner Tipp:
Die meisten Teststreifen-Packungen beinhalten 25 oder 50 Streifen. Teilt man die Streifen mit einer sauberen, scharfen Schere in der Mitte wie im Bild unten zu sehen, so kann man gleich doppelt so oft sein Wasser testen.
Warum kommt es bei vielen oft zu wirren Ergebnissen bei Teststreifen?
Bei uns sind die Ergebnisse nach mehreren Vergleichen zwischen Teststreifen, Tröpfchentest und pHMeter ziemlich identisch, daher nehmen wir an, dass es oftmals einfach an der falschen Handhabung liegt.
Teststreifen sind meistens in solchen Röhrchen wie oben abgebildet untergebracht – also nicht einzeln verpackt.
- Daher ist es wichtig, die Röhrchen schnell wieder fest zu verschließen wenn man einen Streifen entnommen hat, denn Luftfeuchtigkeit kann schon in kurzer Zeit die Stäbchen beeinussen.
- Weiterhin halte Dich stets an die zeitlichen Angaben des Herstellers wie lange Du einen Streifen in das Wasser halten musst und wann Du dann die Ergebnisse ablesen sollst. Dabei haben wir gute Erfahrungen gemacht, wenn man das Stäbchen im Wasser leicht hin und her schwenkt und nach dem rausnehmen es über die Außenkante gut abzuschütteln, damit sich kein Restwasser auf den Farbpads bendet.
- Fasse sie auch nie an den Pads an und lege sie so hin, dass diese nicht mit irgendwelchen Materialien in Kontakt kommen, denn das könnte das Ergebnis ebenfalls enorm beeinussen.
- Zum ablesen ist helles Tageslicht am besten geeignet, denn die Farben wirken bei schummriger Beleuchtung oder sehr warmen Licht (< 6000k) ganz anders.
Was auch noch in Sachen Teststreifen interessant ist und viele nicht beachten…
Wird mit Tröpfchentests gegengemessen und liegen Unterschiede im Ergebnis vor, dann heißt das noch lange nicht, dass die Teststreifen falsch sind. Bei Tröpfchentests ist nämlich auch so einiges zu beachten, wie unter anderem…
- ob die Flasche an der richtigen Stelle geöffnet ist
- und dass man die Flasche auch wirklich senkrecht hält, damit die Tröpfchen gleichmäßig in der Größe rauskommen wie sie es sollten.
- Wurde die richtige Menge Wasser benutzt – schon etwas zuviel oder zu wenig, liefert ganz andere Werte.
- Beim ablesen mit Farbkarten ist auch da wichtig, dass man das bei Tageslicht macht. Schmutzige, vergilbte, verkratze Testgläser können ebenfalls das Ergebnis beeinussen, genauso wie Rückstände vorheriger Tests.
- Die Eigenfärbung des Wassers, insbesondere bei humin- und gerbstoffreichem Wasser (Weich- und Schwarzwasseraquarien) sowie bei einer Algenblüte (grünes Wasser) kann zu falschem Ablesen führen, weshalb ein sogenannter Komperatorblock nicht schlecht ist
- und nicht zu vergessen auch hier den Anweisungen des Herstellers bei der Anwendung zu folgen.
Teststreifen und Tröpfchentests haben beide so ihre Vor- und Nachteile und bei beiden muß man bei der Anwendung / Handhabung gut aufpassen, damit die Ergebnisse möglichst genau angezeigt werden. Daher die Teststreifen als gänzlich unbrauchbar abzustempeln ist in unseren Augen sehr ungerechtfertigt, zumal in der Humanmedizin schon seit sehr langer Zeit unter anderem pH Teststreifen regelmäßig verwendet werden. Würden die Streifen wirklich so schlecht sein, wäre das dann nicht sehr fahrlässig?
Im übrigen gibt es als Alternative zu den üblichen Teststreifen seit Januar 2015 von der Firma JBL das sogenannte JBL ProScan.
Hier werden digitale Teststreifen verwendet, welche bei ebenfalls korrekter Anwendung Ablesefehler vermeiden und dazu noch genauere Ergebnisse liefern sollen. Da wir aber (noch) kein Smartphone besitzen um das testen zu können, leiten wir Dich einfach mal auf die Seite JBL ProScan weiter, wo Du genaue Infos dazu finden kannst.
Hinweis zu den obigen Messbereichen
Unsere Angaben hier beziehen sich auf die JBL EasyTest 6in1 Teststreifen (https://www.jbl.de/? lang=de&mod=products&func=detail&id=4490) und den JBL CombiSet Testkoffer (https://www.jbl.de/? lang=de&mod=products&func=group&id=6051), da wir im Laufe der Zeit mit diesen Wassertests sehr gute Erfahrungen gemacht haben, doch können sich unter anderem die Messwerte (Abstände von Wert zu Wert) zu Tests anderer Hersteller gegebenenfalls unterscheiden
Danke