Der pH-Wert beschreibt den Säuregehalt des Wassers – genauer gesagt, in welchem Kräfteverhältnis die Säuren und Basen zueinander liegen und dieser ist neben der Wasserhärte und der Temperatur mit der wichtigste Wert für unsere Aquarienbewohner. Zudem hängen noch weitere Wasserwerte am pH-Wert, wie zum Beispiel Ammonium / Ammoniak sowie die Karbonathärte, welche weiterhin im Zusammenspiel den CO2 Gehalt bestimmen.
Wie wir in unseren vorherigen Berichten schon ein paar mal erwähnt haben, ist Wasser nicht gleich Wasser. Das trifft auf die Beschaffenheit der natürlichen Gewässer genauso zu, wie auf das was aus dem Wasserhahn kommt. Fische und Co. haben sich über eine wirklich sehr lange Zeit an die jeweiligen Gegebenheiten angepasst und daher sehen wir es doch als sehr wichtig an, nicht nur den Blick auf die passende Aquariengröße, Einrichtung, Ernährung, Vergesellschaftung und allgemeine Pflege zu legen, sondern ihnen auch annähernd die Wasserwerte zu bieten, wie sie sie aus der Natur gewöhnt sind, damit einem langen, gesundem Leben möglichst nichts im Wege steht.
Was ist der pH-Wert?
Der pH-Wert, vom lateinischen: potentia Hydrogenii (pondus „Gewicht“, potentia „Kraft“, Hydrogenium „Wasserstoff“), beschreibt den negativen dekadischen Logarithmus (Zehnerlogarithmus) der Konzentration von Wasserstoffionen.
Der pH-Wert grob erklärt…
Das Wassermolekül H2O teilt sich in das Wasserstoff-Ion H+ und Hydroxid-Ion OH– (H2O ↔ H+ + OH–). Das Wasserstoff-Ion wirkt als starke Säure, das Hydroxid-Ion dagegen als starke Base.
Ein Liter absolut reines Wasser enthält je 1/10.000.000 mol (10-7 mol) H+ und OH– Ionen und sind somit im Gleichgewicht, weshalb man hier von “neutralem” Wasser spricht. Gibt man durch Säuren weitere Wasserstoff-Ionen hinzu, sinken die Hydroxid-Ionen (Massenwirkungsgesetz, kurz: MWG), so dass zum Beispiel statt der 10-7 mol/l nun 10-6 mol/l Wasserstoff-Ionen vorhanden sind. Der Exponent – also die hochgestellte Zahl – entspricht dem pH-Wert der geläufigen Skala. Neutrales Wasser weist somit einen pH-Wert von 7 auf und in unserem Beispiel durch den Zusatz von Säuren hätten wir einen pH-Wert von 6. Umgekehrt funktioniert das natürlich auch… verringert man die Wasserstoffionen, sind weniger Säuren vorhanden und der pH-Wert steigt zum Beispiel auf 8 (= 10-8 mol/l).
Die Einteilung der pH Skala (von 0 bis 14) ist sehr einfach, wie anhand der nachfolgenden Grafik zu sehen ist…
Wie erwähnt, liegt absolut reines Wasser bei einem pH-Wert von 7 – alles darunter, wird als sauer bezeichnet und alles darüber als basisch (alkalisch).
Interessant dazu ist der logarithmische Verlauf der Skala, was bedeutet, dass ein pH-Wert von 6 zehnmal so sauer ist, als der pH von 7 und ein pH 5 weist gleich hundert mal mehr Säuren auf als der genannte pH 7. Genau das macht es aber auch so wichtig, den pH-Wert für unsere Schützlinge möglichst konstant auf entsprechende Werte einzustellen, denn eine abrupte Schwankung von einem oder mehreren Punkten auf der Skala können schwerwiegende gesundheitliche Probleme am Besatz zur Folge haben.
Wie kann man den pH-Wert beeinflussen?
In der Natur wie auch in den Aquarien wird der pH-Wert unter anderem durch die Karbonathärte, dem CO2 Gehalt sowie durch Humin- und Fulvosäuren bestimmt.
Zuerst wäre es wichtig zu wissen, dass die Karbonathärte (KH) als eine Art Puffer fungiert, indem sie Säuren neutralisiert und so den pH-Wert stabilisiert. Ist die KH sehr hoch, wird es schwierig den pH-Wert zu beeinflussen. So müsste man erstmal die Karbonathärte senken, um am pH-Wert arbeiten zu können. Doch dabei bitte vorsichtig vorgehen, denn bei einer Karbonathärte von 3°dKH und weniger besteht die Gefahr eines sogenannten Säuresturzes. Ist die “Sicherung” weg, dann kann es passieren, dass der pH in ungeahnte Tiefen fällt.
Unserer Erfahrung nach lässt sich der pH-Wert recht gut beeinflussen, wenn die Karbonathärte zwischen 3 und 12°dKH liegt.
PH-Wert im Aquarium senken
Zum Ansäuern eignen sich unter anderem CO2 Anlagen, Torf, Erlenzapfen, diverses Laub und Wurzelholz sowie natürlich auch extra dafür vorgesehene Produkte, welche im Handel erhältlich sind. Je nachdem von welchen Werten auf welche man kommen möchte, wäre zu beachten, dass manche Sachen das Wasser gut einfärben können und / oder eine starke Sauerstoffzehrung zur Folge haben oder aber auch, dass man zuviel CO2 im Wasser löst, welches sich bei entsprechenden Werten auch nicht gerade förderlich auf den Besatz auswirkt und nebenbei besteht bei CO2 Anlagen die Gefahr von zu großen Schwankungen, da gerade die Druckgasvarianten Nachts normalerweise ausgeschaltet werden, da die Pflanzen im Dunklen kein CO2 aufnehmen, sondern selbst welches produzieren.
Dazu gibt es dann auch noch den genannten Soil, welcher das Wasser ein wenig weicher macht und ansäuert. Im übrigen arbeitet der Soil auch als eine Art Puffer, selbst bei niedrigen KH Werten, was gerade bei der Pflege von einigen Schwarzwasserfischen sowie bei Bienengarnelen von Vorteil ist, da hier meist 0-1°dKH angestrebt wird.
PH-Wert im Aquarium erhöhen
Zur pH-Wert Erhöhung hilft in der Regel eine starke Wasserumwälzung mit guter Oberflächenbewegung, wobei hier zu beurteilen wäre, ob die Bepflanzung und der Besatz das auch vertragen. Man kann aber auch mit Natriumhydrogencarbonat (NaHCO3), wahrscheinlich besser bekannt als “Natron”, die KH und den pH erhöhen oder man greift wieder auf entsprechende Mittel aus dem Fachhandel zurück.
Egal aber in welcher Richtung man an seinem pH-Wert und gegebenenfalls an der KH schraubt, wäre immer zu beachten, dass die Aquarienbewohner sowie auch die Pflanzen die angestrebten Werte vertragen und man bei der Umstellung mit Bedacht vorgeht.
Dazu immer fleißig die Wasserwerte messen und beim Wasserwechsel auf an Härte, pH und Temperatur angepasstes Wasser achten, damit keine zu großen Schwankungen oder unpassende Werte entstehen, was sonst unter anderem zu Kiemen– und Schleimhautschäden führen kann. Wir empfehlen zudem das Wasser möglichst außerhalb des Aquariums aufzubereiten, denn so hat man die bessere Kontrolle darüber und kann je nach Notwendigkeit noch Anpassungen vornehmen ohne dass man den Besatz stresst oder ihm gar Schaden zufügt.
Welcher pH-Wert wird benötigt?
Welchen pH-Wert das Aquarienwasser aufweisen sollte, hängt vorallem vom Besatz ab. Manche Fische, Garnelen und dergleichen bevorzugen einen niedrigen pH-Wert, andere dagegen kommen gut um den neutralen Bereich klar und andere gedeihen besser in alkalischem Wasser.
Wir handhaben es immer so, dass wir uns über die Naturhabitate unserer gewünschten Pfleglinge ausgiebig informieren. Dabei ist es egal, ob wir uns Wildfänge zulegen, welche im übrigen sehr häufig im Handel anzutreffen sind oder ob wir auf Nachzuchten zurückgreifen, denn wir sind der Ansicht, dass man über ein paar Generationen die Ansprüche und Bedürfnisse an das Element Wasser nicht so einfach “wegzüchten” kann – auch wenn Nachzuchten meist etwas unempfindlicher diesbezüglich sind. Zudem erfragen wir auch immer die Wasserwerte, in welchem die Tiere zwischengehältert oder nachgezogen wurden und stellen entsprechend die Wasserwerte ein.
Zusammenspiel von pH und anderen Wasserwerten
Wie wir oben geschrieben haben, hängt der pH-Wert an der Karbonathärte (KH). Beide zusammen bestimmen den CO2 Wert im Wasser. Dazu haben wir unter CO2 – Kohlenstoffdioxid bereits ein paar Infos zusammengeschrieben und nachfolgend nochmal die Tabelle zur Berechnung des CO2 Wertes anhand von pH und KH.
CO2-Tabelle nach Krause
Zudem liegt es am pH-Wert, wieviel Ammoniak (NH3) entsteht. Beim Schadstoffabbau – der Nitrifikation – entsteht zuerst Ammonium (NH4) / Ammoniak (NH3), welches durch entsprechende Nutzbakterien zu Nitrit (NO2) abgebaut wird und dieses dann zu Nitrat (NO3). Unter einem pH-Wert von 7,5 entsteht das weniger schädliche Ammonium, doch ab pH 7,5 dagegen entstehen je nach Werte immer mehr schädliche Anteile von Ammoniak – ein giftiges Gas, welches ähnlich wie Sauerstoff die Zellwände durchdringen und je nach Konzentration den pH-Wert des Zellsaftes sehr hoch ansteigen lassen kann, so dass es gefährlich für die Bewohner wird. Nachfolgend auch hier die dazugehörige Tabelle…
Tabelle Ammoniak – pH nach Krause
Wie kann man den pH-Wert ermitteln?
Mit bloßem Auge lässt sich nicht beurteilen, welchen pH-Wert das Wasser aufweist und daher sind zum ermitteln entsprechende Tests notwendig.
JBL EasyTest 6in1 | Dazu kann man entweder auf Teststreifen zurückgreifen, welche je nach Art entweder nur den pH Wert messen oder zusätzlich noch weitere Werte wie Nitrat, Nitrit, Gesamthärte, Karbonathärte und natürlich den pH Wert sowie eventuell noch Chlor. Für einen groben Überblick oder ein schnelles Messen zwischendurch sind diese durchaus sehr gut geeignet – nicht umsonst finden sie auch Verwendung in der Humanmedizin. |
JBL ProScan | Alternativ zu den herkömmlichen Teststreifen gibt es auch noch eine digitale Variante, für die man allerdings ein Smartphone und die dazugehörige App benötigt. Sie ist ebenfalls leicht in der Anwendung, bietet schnell einen Überblick über die geläufigen Wasserwerte und soll Ablesefehler der Farben vermeiden. |
JBL Test Combi Set Plus NH4 » JBL pH 3,0-10,0 Test | Wer es etwas genauer möchte, kann auf die sogenannten Tröpfchentests zurückgreifen. Hier gibt es auch verschiedene Arten – zum einen solche, welche einen recht breiten Bereich abdecken, dafür aber etwas größere Sprünge von Wert zu Wert aufweisen oder solche, die in einem engeren Bereich messen, dafür dann aber auch detaillierter sind. |
Mit einem pH-Meter – einem digitalem Messgerät – lässt sich am genauesten arbeiten, ist aber bei sehr hochwertiger Qualität auch eine Frage des Kostenpunktes. Die Handhabung ist spielend einfach und dazu zeigt es den pH-Wert absolut genau an ohne das Risiko von Farbverfälschungen. |
Zusammengefasst sollte der pH-Wert des Aquarienwassers nicht vernachlässigt werden, um Kiemen- und Schleimhautschäden oder gar frühzeitiges Ableben durch den körperlichen Streß unpassender Wasserwerte nicht zu risikieren. Auch wenn der pH-Wert tagsüber geringen Schwankungen unter anderem durch die Produktion und dem Verbrauch von CO2 der Wasserpflanzen unterliegt, so sind größere Sprünge doch vermeiden.
KH als Puffer für den pH-Wert
Daher empfehlen wir die Karbonathärte als Puffer des pH-Wertes ebenfalls regelmäßig zu kontrollieren und beim Wasserwechsel auf angepasstes Frischwasser zu achten, welches annähernd ähnliche Parameter wie dem des Beckenwassers aufweist.
Wird der pH-Wert und die Karbonathärte entsprechend den Bedürfnissen des Besatzes verändert, so ist es am sichersten das außerhalb des Aquariums zu machen und erst dann dem Becken zuzuführen, wenn die Werte in Ordnung sind – natürlich immer schön langsam Schritt für Schritt anpassen.