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Kahmhaut: ein „Ölfilm“ auf der Wasseroberfläche

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So ziemlich jeder dürfte wohl schon mal einen dunstigen, öligen, schmierigen Belag an der Wasseroberäche seines Aquariums gehabt haben, wobei gerade Anfänger sich fragen, was das ist, woher das kommt und wie man es wieder los wird.

Hierbei handelt es sich um eine sogenannte Kahmhaut – ein Biolm aus Bakterien und Algen und von dieser möchten wir im nachfolgenden Beitrag ein wenig berichten.

An der Wasseroberäche, also der Grenzäche zwischen Wasser und Luft, sammeln sich verschiedene Feststoffe aus der Umgebungsluft an, wie unter anderem feinste Staubpartikel, welche aufgrund ihrer Dichte sowie der Oberächenspannung des Wassers nicht untergehen, aber auch diverse andere Stoffe, die leichter als das Wasser sind, jedoch nicht in die atmosphärische Luft übergehen können. Diese Kombination plus viel Licht, Sauerstoff (O ) und Kohlendioxid (CO2) lässt einen ganz besonderen Lebensraum für unterschiedliche Mikroorganismen / Bakterien und Algen entstehen. Gute Stichwörter hierzu wären Neuston (https://de.wikipedia.org/wiki/Neuston) und Pleuston (https://de.wikipedia.org/wiki/Pleuston).

Normalerweise stellt das alles absolut kein Problem dar, denn das ist ganz normal und die Bakterien sowie die Algen sind sehr nützlich. Ist doch eigentlich sehr gut, wenn anfallende Stoffe verarbeitet werden, doch es kann auch mal zuviel werden…

Herrscht ein abrupter oder auch ein ständig zu großer Nährstoffeintrag, vermehren sich die Bakterien und Algen rasch und werden für uns in Form einer Kahmhaut (fälschlich oft auch Kammhaut geschrieben) sichtbar. Dann kann es durchaus problematisch werden, denn diese Kahmhaut / dieser Biolm behindert selbst als dünne Schicht den wichtigen Gasaustausch zwischen Wasser und Umgebungsluft.

  • Was begünstigt eine Kahmhaut im Aquarium?

Unseren Beobachtungen und eigenen Erfahrungen nach tritt eine Kahmhaut besonders in dicht besetzten Aquarien, durch übermäßig viel sowie oft auch durch qualitativ minderwertigem Futter, seltenen und / oder gering ausfallenden Wasserwechseln, in generell stark vernachlässigten Becken sowie auch durch Überdüngung insbesondere bei viel Eisen (Fe) oder nach einem Düngerwechsel auf.

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Wie erkennt man eine Kahmhaut?

Eine Kahmhaut kann sehr unterschiedlich wirken, je nachdem welche Organismen oder Algen sie begünstigen. Anfänglich oft nur schwer zu erkennen, am besten jedoch wenn man die Wasseroberäche von unten her betrachtet und dann auffällt, dass sich ein leichter Film bildet oder dass Luftblasen nicht entweichen können.

Im späteren Verlauf zeigt sich ein dichterer Belag, welcher sowohl von unten her, als auch von oben gesehen deutlich sichtbar ist. Sind vorwiegend Algen (Grünalgen) für die Kahmhaut verantwortlich, so wirkt die Wasseroberäche mehr oder weniger gelblich bis satt grün trüb einfärbt und oft setzt sich dabei auch eine Schicht davon, bedingt durch die Wasserbewegung, am Beckenrand ab. Für den Abbau unter anderem von Proteinen und Fetten sind diverse Bakterien verantwortlich, welche die Kahmhaut grau-weiß dunstig, trüb oder milchig erscheinen lassen. Eisenbakterien, welche im Wasser gelöstes Eisen oxidieren, verursachen eine eher grau bis bläulich, manchmal auch leicht rötlich schimmernde, ölig oder schmierig wirkende Schicht.

Feststoffe, welche sich auf der Wasseroberäche sammeln, wie unter anderem Staubpartikel oder auch Blütenpollen sowie natürlich auch verabreichtes Futter – hier insbesondere Staubfutter, Mineralienpulver etc. sind in der Regel sicher als solche entsprechend erkennbar.

Im Gegensatz zu öligen Substanzen lässt sich die Kahmhaut gut von solchen unterscheiden, denn eine Ölschicht zieht sich sofort wieder zu einem deckenden Belag zusammen sobald man ihn mit dem Finger durchbricht. Eine Kahmhaut dagegen „zerfällt“ in mehrere kleinere Teilchen oder fügt sich nur sehr langsam Stück für Stück wieder zusammen.

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Was gegen eine Kahmhaut tun?

Oft wird geraten, die Wasseroberäche durch den Filter gut zu bewegen, da das die Kahmhaut aufbricht, was wir nicht, zumindest nicht ohne weitere Vorgehensweise, empfehlen können. Eine Kahmhaut hat immer eine Ursache und es können nur soviele Organismen und Algen gedeihen, wie sie Nahrung nden.

Würde man jetzt nur das Symptom durch eine stärkere Filterung oder durch den Einsatz eines Oberächenabzugs (auch Skimmer genannt) bekämpfen, wäre noch lange nicht die Ursache behoben. Dadurch dass die Nährstoffe sowie die Bakterien und Algen im Wasser verwirbelt werden oder gar im Filter landen, würde sich das Ganze lediglich verschieben, wodurch weitere eventuell sogar noch schlimmere Probleme entstehen können.

Die Kahmhaut einfach so lassen, wäre ebenfalls nicht gut, da diese eben den wichtigen Gasaustausch unter anderem von Sauerstoff (O ), Kohlendioxid (CO2) und Stickstoff (N) behindert. Letztendlich könnte das Wasser kippen und alle Pflanzen sowie Tiere würden verenden.

Was wir machen, wenn wir eine Kahmhaut im Aquarium haben…

Zuerst schauen wir uns die Kahmhaut genau an, um an ihr eventuell schon die Ursache zu erkennen. Dann legen wir ein Küchentuch oder eine Zeitungsseite auf die Wasseroberäche (bei ausgeschaltetem Filter), warten bis sich das vollgesogen hat und ziehen das Blatt vorsichtig seitlich ab. Damit entfernen wir schon mal einen guten Teil der Kahmhaut plus deren verursachenden Stoffe. Bei einem sehr dichtem 2 2 Belag wiederholen wir den Vorgang einfach mehrmals bis die Wasseroberäche so gut wie klar ist. Alternativ könnte man auch mit einem Becher die Wasseroberäche abschöpfen, was allerdings je nach Aquariengröße sehr mühsam und zeitraubend sein kann.

Danach führen wir einen großen Wasserwechsel von gut und gern 80% durch, schön langsam mit an Härte, pH Wert und Temperatur angepasstem Wasser, um die Keimdichte zu senken, mögliche Schadstoffe und überschüssige Pflanzennährstoffe auszutragen sowie um möglichst viele Algensporen zu entfernen.

Nun geht es an die Ursache indem wir die Futterart und Menge sowie die Besatzdichte kontrollieren, wir überprüfen die Pegemaßnahmen, die Düngung und messen die Wasserwerte inklusive Nitrat (NO ), Phosphat (PO ) und Eisen (Fe). Außerdem schadet es nicht den Filter zu überprüfen, nicht dass dieser nicht richtig arbeitet oder gut verschlammt ist und ebenso schauen wir, ob übermäßig viel Mulm vorhanden ist oder ob es äußere Einüsse gibt. Normalerweise werden wir bei diesen Punkten bereits fündig und gehen sie nach und nach an, ansonsten wird weitergesucht. Manchmal dauert es etwas bis man die Ursache gefunden hat oder es kommen einfach mehrere Sachen zusammen, die sowas begünstigen, aber da heißt es einfach dran bleiben, bevor der Besatz Schaden nimmt.

Bis die Ursache behoben ist, machen wir vermehrt Wasserwechsel und entfernen umgehend eine erneut auftretende Kahmhaut. Weiterhin stellen wir den Filterauslauf so ein, dass die Wasseroberäche gleichmäßig gut bewegt wird und installieren eine Membranpumpe mit Ausströmerstein oder schließen einen Skimmer an, so dass der Gasaustausch gewährleistet wird. Pendelt sich alles langsam ein, hält sich Eintrag und Verbrauch / Austrag in allen Belagen die Waage, so bleibt die Kahmhaut auch bald weg.

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Zusammenfassung

Eine Kahmhaut wirkt wie ein öliger oder trüber Film an der Wasseroberäche und wird unter anderem durch Bakterien und Algen verursacht, da diese mehr als genug Nahrung nden. Wird nur das Symptom bekämpft, kann das arg nach hinten los gehen, da die Kahmhaut verschleiert wird und sich das Problem letztendlich an andere Stelle verlagert. Besser die Ursache angehen und die Kahmhaut verursachenden Bakterien und Algen regelrecht aushungern.

Da sich eine Kahmhaut meist sehr hartnäckig hält, legen wir das Augenmerk eher auf die Vermeidung derselben. Wir achten zudem stets darauf die Wasserwechsel nicht zu vernachlässigen, versuchen für einen guten Pflanzenwuchs zu sorgen, besetzen das Aquarium gut durchdacht und füttern moderat mit qualitativ hochwertigen Sorten. Seit wir das beherzigen, haben wir kaum mehr mit einer Kahmhaut zu kämpfen, auch so bleiben die Wasserwerte schön stabil und der Algenwuchs allgemein hält sich gut in Grenzen.

Im übrigen kann ein solcher Film auch in der ersten Zeit eines neuen Aquariums auftreten. Nicht immer müssen es dann Bakterien oder Algen sein, vorallem wenn er nicht ölig wirkt, sondern kann auch an Feinststaub des neuen Bodengrunds (Eigenabrieb) liegen. Solange der Belag während dieser Zeit nicht überhand nimmt, warten wir erstmal ab, denn meist verschwindet er dann von ganz alleine wieder, sobald sich alles einpendelt. Auf einen guten Gasaustausch zu achten, ist aber dennoch nicht verkehrt.

Danke

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