Bart- und Pinselalgen (Rotalgen) sind für viele Aquarianer oft das pure Grauen, da sie sich sehr schnell verbreiten sowie hartnäckig halten können, doch wie andere Algenarten haben auch sie ihre Ursache und lassen sich durchaus bekämpfen.
Bartalgen · Compsopogon sp. sind mit ihren grau bis grau-grünen Strängen, die wie gekräuselte Barthaare aussehen und locker mehrere Zentimeter lang werden können, nicht sehr schwer zu identizieren. Pinselalgen · Audouinella sp. bzw. Rhodochorton sp. dagegen sind recht kurz und wirken eben wie feine Pinselborsten, die farblich von grünlich über bräunlich bis grau und fast schwarz variieren können.
Mit Basiszellen haften sich diese Algen ganz gern auf Wurzeln, Steine sowie an die Ränder von meist älteren oder geschwächten Blättern langsam wachsender Pflanzen. Am Bodengrund können sie sich auch ansiedeln, auch wenn sie dort eher weniger zu nden sind. Typisch für die genannten Algen ist, dass sie sich beim absterben rötlich färben – daher auch die Bezeichnung „Rotalgen“ und das kann man sich auch zu Nutze machen, wenn man sich nicht über die Art sicher ist. Dazu legt man ein wenig der Algen in etwas Essig – verfärben sie sich rot, dann kann man sich über Rotalgen sicher sein.
Bart- und Pinselalgen gedeihen in härterem Wasser meist besser als in weichem. Ein höherer pH Wert und dadurch ein oft zu niedriger CO2 Gehalt im Wasser begünstigt das Wachstum jener Algen sowie ein Nährstoffüberschuß wie unter anderem durch Eisen (Fe). Weiterhin lieben unserer Beobachtung nach besonders die Pinselalgen eine gute Strömung – vermutlich weil hier auch ein ständiger Nährstoffnachschub gegeben ist und dadurch ndet man sie besonders anfangs häug im Auslaufbereich des Filters bzw. in der Nähe von Strömungspumpen.
Die Bekämpfung von Bart- und Pinselalgen gestaltet sich somit eigentlich nicht als unmöglich. Zuerst soviel Algenmasse wie möglich entfernen, denn wenn die Algen absterben könnten sie das Wasser entsprechend belasten. Dekomaterialien am besten rausnehmen und gründlich von den Algen befreien. Befallene Pflanzen so gut es geht abschneiden oder bei starkem Algenwuchs gleich ganze Pflanzen entfernen.
Als nächstes genügend gesunde, kräftige Pflanzen einsetzen, dabei auch einige schnellwachsende Arten und danach die Düngung kontrollieren und anpassen. Das kann etwas dauern bis man die Menge ermittelt hat. Wir raten die wöchentliche Dosierungsempfehlung des Herstellers zu halbieren, dann durch 7 zu teilen und diese Menge täglich zu verabreichen, denn so werden Nährstoffspitzen vermieden, dafür ein gleichmäßiger Nährstoffgehalt erzielt. Hilfreich ist es, die Wasserwerte öfters zu testen, um den Verbrauch zu bestimmen. Je nach Bedarf kann dann so die Dosierung entsprechend noch erhöht oder nochmals verringert werden. Ob nun ein normaler sogenannter „Volldünger“ mit Eisen und weiteren Mikronährstoffen ausreichend ist oder ob noch Makronährstoffe (Nitrat, Phosphat und Kalium) notwendig sind, hängt von den Gegebenheiten ab und kann ebenfalls über Wassertests ermittelt werden.
Eine gute CO2 Versorgung (http://aquabits.de/co2-kohlenstoffdioxid/) fördert weiterhin einen guten Pflanzenwuchs, damit diese Konkurrenten der Algen werden und mit einem ausreichenden Kohlendioxidgehalt (CO2) ndet keine biogene Entkalkung mehr statt, wodurch die Kalkeinlagerungen in den Algen entfallen und sie von Algenfressern eher vertilgt werden. Doch bitte nicht vergessen auf die Ansprüche der Aquarienbewohner zu achten, nicht dass durch die CO2 Zufuhr ein für den Besatz zu niedriger pH Wert entsteht.
Kurz zusammengefasst: Ausreichend Pflanzenmasse mit einem guten Anteil schnellwachsender Pflanzen einsetzen. Die Ansprüche der Pflanzen berücksichtigen und entsprechend der Lichtmenge, des benötigten CO2 Gehalts sowie der Mikro- und Makronährstoffe ein Gleichgewicht schaffen, damit die Pflanzen gesund und kräftig wachsen. Fehlt den höheren Pflanzen nur ein Teil des Ganzen, so wachsen sie langsamer, kümmern oder gehen ein, wodurch die niedrigeren Algen leichteres Spiel haben. Siehe dazu auch Gesetz des Minimums (https://de.wikipedia.org/wiki/Minimumgesetz).
Weiterhin empfehlen sich im Kampf gegen Algen den Besatz (Art und Menge) auf die Aquariengröße und Wasserwerte anzupassen sowie die Fütterung zu überprüfen. Groß werdende Fische mit einem hohem Stoffwechsel in einem für sie zu kleinem Aquarium dazu noch ggf. ein deutlicher Überbesatz und großzügige Fütterungen mit qualitativ minderwertigem Futter belasten natürlich das Wasser entsprechend. Daher lieber etwas kleinere Fische aussuchen, sich auf weniger Arten beschränken, dafür auf angemessene Gruppenstärken achten, hochwertiges Futter aussuchen und moderat füttern. Regelmäßige Wasserwechsel dabei nicht vergessen, welche wir zum Beispiel wöchentlich von 60-80% durchführen, um wirklich ausreichend Schadstoffe, Nährstoffüberschuß und Algensporen auszutragen, die Keimdichte zu senken und frische Mineralien zuzuführen. Werden immer nur weniger als 50% Wasser gewechselt, dazu womöglich noch sehr selten, dann reichern sich unweigerlich diverse Stoffe an, die das Wasser belasten und Pflanzen und Tieren auf Dauer schaden können. Ein zuviel an Wasserwechsel gibt es nicht, wichtig ist nur, dass die Wasserhärte, der pH Wert, Leitwert und die Temperatur mit dem vom Beckenwasser in etwa übereinstimmen und man die Wasserwechsel langsam durchführt.
Wer sich jetzt jedoch denkt – ach da kipp ich Algenbekämpfungsmittel rein und setze Algenfresser ein, der kann damit eine Menge Probleme verursachen. Zum einen wird damit die Ursache der Algen nicht behoben, sie kann sogar verschleiert werden, wodurch die Ansammlungen an Schadstoffen und Nährstoffüberschuß Schäden am Besatz mit sich bringen können und zum anderen sind diese Mittel nicht immer für jede Tier- und Pflanzenart verträglich – besonders solche, die auf Kupfer basieren.
Mittel wie die oft angebotenen Carbodünger basieren meist auf dem Stoff Glutaraldehyd (https://de.wikipedia.org/wiki/Glutaraldehyd) – einem starken Desinfektionsmittel. Dieses reagiert zwar im Wasser und setzt so Kohlenstoff frei, doch nicht ausreichend um genügend Kohlenstoffdioxid (CO2) im Wasser zu lösen. Demnach sind diese Mittel unserer Meinung nach nicht als CO2-Ersatz geeignet und ganz unbedenklich sind sie auch nicht für Mensch und Tier. Man muß dabei wirklich sehr gut aufpassen, dass man keine Tiere direkt einnebelt, woran sie qualvoll verenden können und bei Überdosierung kann eine starke Sauerstoffzehrung auftreten. Bei sachgemäßer Anwendung kann es aber unterstützend helfen und wirkt auch sehr gut gegen Algen. Ob man Algenmittel und Carbodünger verwenden möchte oder nicht, muß man wirklich selbst entscheiden, bitten aber darum sehr vorsichtig damit zu sein und sich vorher ausreichend zu informieren.
Algenfressern stehen wir sehr skeptisch gegenüber, wenn diese Tiere nicht von Haus auf erwünscht sind z.B. wegen ihres Aussehens oder ihres Verhaltens. Ob man nun Funktionstiere einsetzt, muß auch wieder jeder für sich entscheiden, doch es gibt auch bisschen was dabei zu beachten. Zum einen vertilgen nicht alle als Algenfresser angebotenen Tiere alle Algenarten und wenn dann auch nicht immer zufriedenstellend oder nur im Jugendalter oder wenn sie entsprechend ausgehungert sind. Manche Arten haben sich nicht nur auf bestimmte Algen spezialisiert, sondern sind auch darauf angewiesen und was ist, wenn dann keine Algen mehr vorhanden sind und die Tiere nicht an Fertigfutter gehen? Außerdem können manche von ihnen sehr groß werden, haben einen guten Bewegungsdrang und sollten in größeren Trupps gepegt werden, was nicht in jedem Aquarium möglich ist und die Ansprüche an Wasserwerte, Temperatur, Strömung und Einrichtung sowie die weitere Vergesellschaftung sind auch nicht zu verachten.
Daher wenn Algen auftreten und diese unerwünscht sind, dann empfehlen wir die Ursache zu nden und zu korrigieren, dazu auf ein rundum gutes Gleichgewicht achten und sich letztendlich an einem schönen Aquarium mit gesunden, kräftigen Pflanzen und Tieren erfreuen.